31. August 2018

Die Toten Hosen Waldbühne: nachgelesen & nachgehört



Den Depp mit der Schmierfinkcap hatte ich bereits gestern vorgestellt. Es war ein lustloser Schreiber der B.Z., der nach Hause fuhr, als der eingekaufte Strom erst so richtig verschallt wurde.

Der RBB-Reporter David Krause berichtete unter dem Titel

Kein Punkkonzert ohne politische Botschaft

von dem Konzert. In diesen 5 Wörtern sind zwei Lügen enthalten, oder ein Lüge und eine grobe Falschheit. Sicher waren es Die Toten Hosen, die in der Waldbühne aufspielten. Eigentlich spielten sie auf der Bühne, und Andi teilweise auch im Publikum als er mit seiner Gitarre über den ersten Reihen surfte. Es war aber mitnichten ein Punkkonzert. Punkkonzerte gehen anders.

Formal betrachtet ist das mit der politischen Botschaft erst mal richtig. Da die Band aber in der Laune war, mit der Laune der Natur auch mal ein völlig unpolitisches Album abzuliefern und auch die Tour so zu gestalten, muß man sich schon im Endstadium der Vollverblödung befinden, um das Konzert unter diese Botschaft zu stellen. Die politischen Botschaften wurden vorab wortlos auf die Videoleinwände eingeblendet. Während der musikalischen Darbietungen selber summierte sich das politische Engagement Campinos auf zusammengerechnet 2 Minuten. Das war im Juni noch weniger.

Das ist etwa 1,4% der Konzertdauer gewesen, also eine völlig vernachlässigbare Größe. Lügenpresse eben.
Aus der randvollen Waldbühne hallen immer wieder Sprech-Chöre mit "Nazis raus!".
Nein. wenn ich es recht in Erinnerung habe, war es drei- oder viermal.
Denn die Erwartungshaltung des Publikums ist klar: Campino muss sich zu den Nazi-Ausschreitungen von Montag in Chemnitz auf der Bühne äußern.
Nein. Die Erwartungshaltung war eine gänzlich andere. Das Publikum wollte eine geile Mucke sehen und hören. Die wurde auch geliefert. Mehr mußte Campino also nicht an diesem Abend.

Krause projiziert seine perverse Ideologie auf 25.000 Gäste. Das muß schief gehen.
Das passiert aber erstmal nicht.
Seht ihr. Campino bediente Krauses Erwartungshaltung nicht.
Am Ende bleibt ein klassischer Toten Hosen Abend, ohne große Überraschungen. Außer vielleicht der Gastauftritt von Rodrigo Gonzales der Ärzte und Arnim von den Beatsteaks.
Es gab wenigstens zwei große Überraschungen. Mehr davon und Hofgarten. Der Auftritt von Mister Rod Gonzales und Arnim von den Beatsteaks war hingegen war erhofft. Beide waren schon öfter Gäste der Band.

Merke, ein Lügenmaul vom Staatsfunk lügt bei jeder sich bietenden Gelegenheit. In den Kommentaren fand sich noch der Link zu den Eiern aus Stahl.



Auch Nils Neuhaus von der Mottenpost mühte sich nicht allzugroß ab und zog sich seinen Bericht aus dem Arsch.

Die Toten Hosen, der Traditionsverein des deutschen Punkrock

Nein. Deutscher Punkrock ist ungefähr so lebendig und lebhaft wie deutscher Journalismus, also mausetot. Keine Traditionsverein nirgends. Deutscher Punk ist Mainstream-Pop. Und die Journaille verströmt nur noch den ekligen Gestank von Verwesung.
Einer der beiden Geiger des Quartetts darf später am Abend sogar das Mikro übernehmen und eine überzeugende Darbietung des AC/DC-Hits „TNT“ hinlegen.
Ja. Genauso war's.
Das Publikum in der Waldbühne ist bunt gemischt, und wirkt auf den ersten Blick überhaupt nicht wie das Publikum eines Punkrock-Konzerts.
Was ist das, eine bunt gemischtes Publikum? Ein Journalistenfurz. Mehr nicht. Es war kein Punkrock-Konzert. Das Publikum gab sich auch keine Mühe, so auszusehen als ob es eines wäre. Jeder kam bei lauschigen 25 Grad so, wie er es dem Wetter gemäß für sich verantworten konnte.
Punkrock ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Punkrock ist tot.
Selbstverständlich gibt es an diesem Abend Punkrock zu hören, mit Liedern wie „Willkommen in Deutschland“, in denen die Band klare Kante zeigt.
Ja, der Song wurde auch in einer sehr edlen Darbietung feilgeboten. Starke Nummer. Das wundert nicht weiter, da es der letzte Block des 80-minütigen Konzerts war, bevor es in die 65minütigen Zugaben ging. Das waren Wannsee, Pushed Again, Willkommen in Deutschland (mit Gorbatschow-Gedächtnis-Orchester), Wünsch Dir was, Hier kommt Alex, Freunde. Da kann nichts schief gehen, denn das ist so solide wie die chinesische Mauer.
... auch an politischen Botschaften ist das Konzert nicht arm.
Doch. Weil ein oder zwei Sätze inzwischen auch für Campino ausreichend sind.
Campino thematisiert unter anderem die aktuellen Ereignisse in Chemnitz, wo es am Sonntag bei einer rechten Demonstration zu Ausschreitungen gekommen war.
Es gab keine rechten Ausschreitungen in Chemnitz. Es gab auch keine rechte Demonstration in Chemnitz.
Erst ganz zum Schluss kündigt Campino jene Hymne an, die mittlerweile Dauergast auf deutschen Hochzeiten und Beerdigungen ist. Dann erlaubt die Band sich einen kurzen Spaß, und beginnt, zunächst einen anderen Song als das erwartete „Tage wie diese“ zu spielen.
Hofgarten darf man in der Mottenpost nicht schreiben? Ficken, Bumsen, Blasen auch nicht? Denn das war dieses andere Lied, einer der drei Höhepunkte des Abends.
Erst nachdem sie für einen kurzen Moment die enttäuschten Gesichter genossen haben ...
Was die gesehen haben, weiß der Berufslügner gar nicht. In dem Publikumsumfeld, wo ich saß, gleich rechts von der Ehrentribüne, herrschte eitel Freude ob des netten Gags. Die zahlreichen VIP-Gäste flippten auch aus.

Hier noch ein paar Mitschnitte zum Nachhören.

Intro, Auswärtsspiel, Niemals einer Meinung, Laune der Natur, Steh auf, Eisgekühlter Bommerlunder, Schönen Gruß - Auf Wiedersehen, Tage wie diese (mit ganz viel Konfetti)

Auswärtsspiel, Niemals einer Meinung

Steh auf

Alles passiert

Bayern

Wannsee

Willkommen in Deutschland

Alex, Freunde, Halbstark, Schrei nach Liebe

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