25. Oktober 2018

Brit Floyd: Die Reise zum Mittelpunkt des Friedens



Nick Mason meinte kürzlich, Brit Floyd seine so gut, die spielen sogar die Fehler penibel genau nach, die sie als Altvordere in ihre Songs eingebaut hatte.

Nun, ich kann das mangels Kenntnis solcher Fehler nicht nachprüfen. Der Aussage pflichte ich bei. Denn so gut waren sie mindestens.

Wenn die Australian Pink Floyd Show schon schweinegut war, wie waren dann die Briten? Dann waren die schweineguter.

Besser? Ja, sehr viel besser.

Ich habe das Glück gehabt, das entspannteste Konzertereignis in neiner westdeutschen Karriere miterleben zu dürfen. Ich bin eigentlich rechtzeitig hingefahren, um das Security-Problem mit genügend Zeitpolster anzugehen. War gar nicht nötig. War wie ein Kinobesuch oder S-Bahn fahren. Gültiges Ticket reicht zur Teilnahme an der Veranstaltung.

Ich hatte mich vorher auch sicherheitshalber um die Anzugsordnung gekümmert, nachdem ich Zweireiher, gestärktes Hemd und Edelschlips bereitgelegt hatte.


"Im Moment besser in alten Jeans hingehen und ruhig 'ne Schmalzstulle mitnehmen."

So habe ich es dann auch gehalten, und das war richtig. In ollen Tretern, Jeans und mit einer Schmalzstulle im Bauch fläzte ich mich in der allerletzten reihe im Oberrang, die ich ganz für mich alleine hatte. So, wie ich im Grunde den Oberrang für mich nicht ganz alleine hatte. de war zu etwa 20% gefüllt. Das hat der Kassenwart der Band nur an den Einnahmen gemerkt, denn von der Bühne sieht man das Elend der Konzertbesucherei nicht.

Sagte ich entspanntestes Konzert ever? Stimmt nicht ganz, fällt mir da ein. Ein legendärer Gig von T.V. Smith und Vom Richie an der Schießbude war noch entspannter. Der war im damals noch existenten Knaak-Klub so vor ungefähr round about 50 Leuten. Ein riesen Spaß für alle war das.

Was soll man groß sagen? Die Reise zum Mittelpunkt des Friedens beginnt damit, daß man sich darauf einläßt, sich dem Schalldruck der mitgebrachten Anlage auszusetzen. In den ersten anderthalb Titeln vibrierte der Baß etwas, später nur noch ab und zu, ansonsten gab es nichts zu mäkeln. Der Klang wurde mit Schwerlast-LKW ins Publikum gekippt, so gewichtig war er. Unter anderem, weil es der Band gelang, nicht nur Comfortably Numb, sondern etliche andere Lieder aus dem englischen Volksliedfundus zu einem tonale Furioso zu führen.

So lümmelte ich mich als ein meine Reihe und ließ den Klangregen einfach auf mich niedergehen. Widerstand sinnlos. einschlafen ging nicht, aber weit weg sein, ganz weit weg vom Hier und Heute. Das ist auch wie schlafen. Mehr Lob kann man einer Beatkombo nicht überhelfen. Deren Klangwunder verhalf mir zu einem geruhsamen Wachkoma.

Ich greife mal einige Highlights heraus.

High Hopes von der Division Bell, der Glocke im Unterhaus, wenn ich recht informiert bin.

An Time sollten sich nur die Trommler vergreifen, die das Intro hinkriegen. Gesang klappt fast nie. Hier gab es wenig tadelnswertes Geklimper.

The Great Gig In The Sky wurde nach dem Ende der Koloratur in der Stille der Überbrückungspause aus dem Saal mit dem Ruf

Man war das geil

kommentiert.

Der erschallte später noch einmal, ich weiß aber nicht mehr genau, bei welchen Titel.

The Dogs of War wurde brachial intoniert.

Run Like Hell bekommen die in einem kleinen Theater so hin, wie Roger Waters auf 300 Meter breiter und 60 Meter hoher Bühne. Alle Achtung.

Britz Floyd helfen einem nur auf dem Weg zum Mittelpunkt des Friedens. Den Weg gehen und diese Punkt in sich finden, das muß man allerdings noch selbst. Das gelang mir völlig anstrengungsfrei und zu meinem größten Vergnügen.

Warum mir auf dem Nachhauseweg allerdings ausgerechnet Monty Pythons Always look at the bright Sight of Life in den Ohren klang, ist nur damit zu erklären, daß es als Betthupferl vom Band als Rausschmeißer eingespielt wurde.