27. Mai 2020

Adlon Berlin: Arbeiterparadies endlich wieder geöffnet



Da hüpft das Herz der LIDL-Kassiererin und bludruckt die Pumpe des Brotfahrers ins Gaspedal, weil die Schutzhaft nun bald vorüber ist und man doch noch den Sommerurlaub standesgemäß verbringen kann. Wir haben Ende Mai und bis dato war das Wetter dieses Jahr im Grunde scheiße oder höchstens lala, ein paar Tage ausgenommen.

Da paßt es punktgenau, daß der regionale Arbeiter- und Bauernfunk (RBB) nachrichtlich die frohe Kunde verbreitete, das Adlon in Berlin sei endlich wieder für Touristen geöffnet.

Martina, alleinerziehend, die sich hart durchs Leben hartzviert und drei Kinder über die Schutzhaft bringen muß, überlegt nun, die Tage mit ihren drei Sprößlingen statt auf der Datsche der Eltern lieber im Adlon zu ver­bringen. Da regnet's wenigstens nicht rein, meinte Annalena-Chantal (5) beim Abendbrot kurz nach dem Sandmann.

Noch entspannter als im Adlon geht es im Thüringer Arbeiterparadies unter Führung des christsozialen Ramelow zu. Spannender auch.

Bezüglich der Bewertung von Ramelow hat sich Peter Grimm inzwischen auch besonnen. Natürlich schreitet Ramelow Seit an Seit mit Merkel und Söder, erst recht, seitdem Herrmann ihm harte Vergeltungsmaßnahmen androhte, falls er sündigt.
Doch zurück zur meisterhaften Ramelow-Dialektik. Er betonte, dass er tatsächlich – wie angekündigt – am 6. Juni keine neue Corona-Allge­meinverfügung im Freistaat erlassen wolle. Vieles könnten die Landkreise und Städte regeln. Aber, so betonte er, ein Ende von Maskenpflicht und Mindestabstand hätte er nie versprochen. Auch ohne eine Allgemein­ver­fügung könnte das Land gezielte spezielle Verfügungen über die Mas­ken­pflicht in Verkehrsmitteln oder Geschäften erlassen. So bliebe die Gän­ge­lung der Bürger in allen wesentlichen Punkten auch in Thüringen erhal­ten. Wer auf mehr „Gesicht zeigen“ hoffte, wurde enttäuscht.
Das weiß der Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen noch einen draufzusetzen.

Ramelow rudert zurück - Der Chefredakteursnewsletter von Jan Hollitzer


Jetzt plaudere ich mal aus dem Redaktionsnähkästchen: Unsere Berichterstattung über Bodo Ramelows Plan zu Lockerungen basierte nicht auf Missverständnissen, nicht auf Interpretationen, nicht auf Suggestivfragen.

Mein Kollege Elmar Otto hat journalistisch sauber aufgeschrieben, was uns (bewusst Mehrzahl) Bodo Ramelow telefonisch mitgeteilt hat: Keine Verordnung mehr in Thüringen ab 6. Juni, lediglich Empfehlungen. Keine Maskenpflicht, kein Mindestabstand, Großveranstaltungen sind wieder erlaubt. Der Krisenstab wird aufgelöst. Die Verantwortung wird auf die Kommunen und Gesundheitsämter übertragen. Sollten lokal Infektions­zahlen über die kritische Marke von 35 pro 100.000 Einwohner steigen, müsse zu strikten Regeln zurückgekehrt werden.
Ein Wort noch zu den sozigen Pappnasen faschistischen Gemüts in Berlin-Brandenburg, also Müller und Woidke. Das Einschränken und Verwehren von verfassungsmäßig garantierten Grundrechten, die unmittelbar gel­tendes Recht sind und für staatliche Gewalt bindend, wenn mich meine Lesebrille nicht trügt, sind keine Lockerungen, sondern immer noch das, was sie sind, verwehrte Grundrechte. Das haben zuletzt die deutschen Faschisten an der Macht getan. Nur um das klarzustellen.

Bodo möchte so gerne die Arbeiterklasse lieben und bringt es nicht zustande. First To Eleven, Violet Orlandi, Halocene und Lauren Babic wissen, wie es geht, somebody to love. Meines Wissens ist dies das erste hörenswerte Cover in der Musikgeschichte.



Hier irrt Danisch.
Endlich hat man sich durchgesetzt und die staatlichen Maßnahmen werden deutlich zurückgenommen, hat der Staat von der Exekution der Gastronomie nochmal abgesehen. Und was passiert? Die Leute bleiben auch zuhause, wenn es nicht verboten ist:
Er verlinkt dann einen Lügenfunk-Tweet als Beweis, in dem ein Bild von einem leeren spanischen Strand gezeigt wurde.

Ich verfolge ja die Webcams auf Teneriffa. Da war gestern ein Freudenfest der Arbeiterklasse angesagt. Der Strand war außerordentlich gut besucht. Die Surfer erfreuten sich heftigen Windes und ließen die Segel und Kites flattern, bis die Nacht kam. Ein hingelogener WDR-Tweet ist eben noch kein Beweis, nicht mal ein Beleg, auch nicht für Danisch. Manchmal wundert man sich dann doch über das Genie der IT. Daß er an schnöden Dingen des Alltags scheitert.

[update 28.05.2020, 10:35 Uhr]

aurora

Heute am Strand

26.05.2020, 23:13

Zur Zeit ist es sehr warm und sonnig; und seit gestern dürfen wir wieder ins Meer hopsen. Herrlich. Auch heute war an unserem Hausstrand die Hölle los . Da viele Menschen in Kurzarbeit (bzw. "Nichtarbeit") und die Schulen geschlossen sind, waren gefühlt Gott und die Welt dort. Sogar noch mehr Menschen, als ansonsten während der Schulferien und mit Touristen! Unglaublich. Nur die Strandbude hatte noch zu. Und die Duschen ... und Toiletten ... ebenfalls. Sogar die Außendusche am Strand war nicht in Betrieb.

Manche Dinge müssen sich noch sehr zurecht rütteln, bis sie Sinn ergeben. Aber naja, war ja erst der zweite Tag Strandleben.