25. April 2022

Was hat Vorrang vor Marx und Engels?

Bernie Gunther interessiert sich für den Verbleib eines Herrn Rankin, der sich mit mäßigen Erfolg in der Übersetzung blutrünstiger Bücher ins Deutsche versuchte. Dieser Rankin könnte ein von der Berliner Mordkommission gesuchter Serienmörder sein.

Blättert man das Buch ein paar Seiten vor, dann ist der Ian Rankin schnell gefunden, denn der hat das Vorwort zu den 400 Seiten geschrieben, die den Abschluß der Bernie-Gunther-Reihe bilden.

Rankin war also nicht der Mörder, heiratet später in eine reiche Familie ein und kehrt nach england zurück, wo er es zumindst zu einigem Erfolg brachte. So im Roman, wie im richtigen Leben.

(eines jener Details, die ich an Philip Kerrs Werken so liebe, verrät uns, dass Grosz gern in Cowboykleidung durch die Straßen lief)

Ob Grosz gerne in Cowboymontur durch die Straßen lief, ist historisch nicht überliefert. Aber er lief.

Die Handlung des Romans Metropolis führt in das Berlin des Jahres 1928. Gunther wurde vom dicken Gennat an den Alexanderplatz geholt, um die Mörderszene Berlins aufzumischen.

Da der Verkehr in Berlin auch damals schon zum Kotzen, weil viel zu verkehrt war, verrät uns Kerr noch ein anderes Detail, eines aus der politischen Verkehrslenkung, das er Gunther in den Mund legte.

"Der Verkehr hat nunmal Vorrang vor Marx und Engels."

Philip Kerr, Metropolis, Rowohlt Verlag 2021, 400 Seiten, S. 120