3. September 2022

Heimpedalieren

Das gestern angesprochene Fitneßprogramm für Heimies sei schon heute kurz vorgestellt, ein Exkurs in die Physik des Pedalierens ohne Rennrad.

Ich hatte im Juni auf Usedom in der Fahrradgarage ... Ein Keller war es nicht, eine Garage so richtig auch nicht, eher ein Verschlag. Dort sah ich eines Tages fette Kalkofebikes mit Schmirgelpapierpedalen. Ich wußte sofort, daß ich sowas auch brauche und vor allem wozu, um besser nach unten treten zu können. Die Bikes sahen zwar Scheiße aus, alles klare Kanten und stringente Linienführung, nix fluffig Rundes an dem Eisengefährt. Nicht mein Fall, nicht meine Geldbörse, aber die Pedalen waren schick.

Eine Weile verlor ich den Gedanken aus den Augen, bis er mcih eines Tages überkam. Die Recherche war nicht einfach, denn mir wurden bei diversen Händlern diverseste Produkte mit ähnlicher Wirkung angeboten, aber keine Pedale, die genau so aussah, wie ich es in Erinnerung hatte.

Der erste Gedanke bei diesem Pedalprofil war, daß ich dann nicht mehr abrutsche und die Füße sortieren muß, dabei auch mal gerne an die Kurbel schlage, blaue Flecken davontrage usw. Genau deswegen recherchierte ich weiter und fand dann doch noch das Teil, das ich gesucht hatte.

Der Tausch erwies sich dann für mich als zu schwierig, denn eine Pedale habe ich mit Müh und Not gerade noch selber von der Kurbel leiern können. An der zweiten scheiterte ich aber, da mir ein ein Meter langes Rohr für den Hebel fehlte. So fuhr ich das alles zum Montagedealer meiner Wahl, mit dem schwanenden Gedanken, daß auch ein neuer Satz Kurbeln fällig wird, denn wahrscheinlich waren die Gewinde hinüber.

So war es dann auch.

Oha, Heimtrainerpedalen, wat willst'n damit?

Ick will die da druff, schaff dit aba nich.

Der Händler hatte eine ordentliche Verlängerung für seinen Schraubenschlüssel, wuchtete die Pedale runter, schaute sich das alles genauer an und meinte, die Gewinde sind hinüber. Die Kurbeln ordern dauerte dann eine ganze Woche.

Beim letzten Service hatte ich Billigpedalen für 5 Euro drauf schrauben lassen, weil die Originale hinüber waren und eh nicht das Gelbe vom Ei. Da die sich da keine Mühe geben wollten und es schnell gehen mußte, wenn man im Akkord Kudnenräder betreut, haben die das mit Gewindekleber und Gewalt erledigt. Rauf den Scheiß, merkt der Kunde eh nicht.

Nun sind die Dinger drauf ("Gingen rauf wie Butter, war also wirklich Pfusch vom Service") und sie machen genau das, was ich haben wollte. Der Vorderfuß ist auf der Pedale fixiert und rutscht nicht mehr weg. Das zum einen, ohne daß ich teure Klickpedale erwerben mußte. Das heißt, meine Muskelkraft landet jetzt völlig monoton, im immer gleichen Rhythmus auf der Pedale und wird unter Zuhilfenahme eines Elektromotors in Drehmoment gewandelt, das auf die Kette gelangt, die das Hinterrad antreibt und mich so im Ganzen vorwärts rollen läßt.

Das ist die eine, die simple Physik. Daraus resultiert die zweite, die komplexere Physik der Kraftübertragung. E-Bike hin und her, treten muß ich immer noch selber. Wenn der Fuß nicht mehr in der Gegend rumschlackert, ich damit beschäftigt bin, den wieder in Position zu bringen, das alles chaplinmäßig (der Arbeiter in der Fabrik) absolviere, dann reduziert sich mein eigener Aufwand, Muskelarbeit für das Pedalieren zu leisten, denn früher waren noch Fußschlackern, Fuß zurückholen, überlegen, wo der jetzt genau positioniert werden soll, das war alles inklusive, kostete Energie, die nun anderweitig verausgabt werden kann. Entweder dahre ich längere Strecken oder schneller oder alle wie bisher, dafür energiesparender.

von Bernhard G. am 23.04.2021

Ich fahre seit ca. 500km am Lastenrad die baugleichen Teile mit Voxom gelabelt beim lokalen Händler gekauft. Bei dem hingen Contec und Voxom bund durcheinander im Regal.

Bisher immer Schuhe mit Gummisohle, zum etwas größeren Teil stark profilierte Sohlen, zum kleineren Teil annhähernd profillose Sohlen.

Der Gripp ist bisher völlig ausreichend. Auch bei Regen ging mir nichts ab. Im Gegensatz zu den davor montierten Pedalen mit sehr griffigen Zähnen ist es bei diesen hier sehr viel angenehmer einen fehlpositionierten Fuß besser hin zu rücken. Insbesondere bei profilierten Sohlen, die bei den alten Pedalen wie festgesessen waren und zum richtig Positionieren immer völlig abgehoben werden mussten. Das war im Stadtverkehr mit viel Stehenbleiben und wieder Anfahren müssen gerade mit dem schweren Lastenrad erstaunlich störend und geht jetzt wesentlich geschmeidiger. Bin gespannt wie lange es dauert bis sie rutschig werden.

[update 10:05 Uhr]

Ich hatte übrigens auch einen Gedanken auf die Look mit Vibram-Belag geworfen, das dann lieber verworfen, auch wenn ich jede Menge Schuhe mit Vibram-Sohle habe und der beste überhaupt der Zehenschuh von denen ist.