8. März 2023

Ein Fall für Tesseract: unter Zensoren

Zum Geleit

Kalenderspruch vom Führer made by Konrad Kujau (2)

Jetzt will man mich mundtot machen!

Quelle:

NDR...hitlertagebuecherdatenbank102.html#7/1932

Der erste kecke Kalenderspruch, den Konrad Kujau lukrativ an den stern verhökern konnte, war im Grundsatzpost zum Thema am Ende vermerkt und ist gerade am heutigen Tag von hervorhebenswerter Bedeutung.

Nein, Tesseract ist kein berühmter Kriminaler, der jeden Fall löst, sondern sowas, was hinter der Kamerasoftware des Telefons nach Google telefoniert und das Schild aus Suaheli ins Deutsche übersetzt. Es ist eine OCR-Software. Nichts anderes werkelt auch bei Google, ehe der Text in eine indische Übersetzerfabrik zur Schnellübersetzung geschickt wird, um geschwind zurück auf dem Telefon zu erscheinen.

Wie bereits erwähnt, soll Primo Levi das Standarwerk schlechthin zu Zensor und Zensur verfaßt haben, Zensur in Bitinien. Es sei in alten Reclamheften oder später verlegten Bänden seiner Erzählungen, Stück einsfuffzich bis 'n Fünfer, nachzulesen oder anderweitig besorgbar, für preiswert Deutscheuro, hieß es bei mehrmaliger Erwähnung des Italieners beim PPQ oder auf dem Le Penseur.

Die Tätigkeit eines Zensors ist "bekanntermaßen schwierig und heikel", so Levi.

Zensur ist eine dermaßen komplexe, komplizierte und anspruchsvolle Arbeit im Staatsdienst, da das dafür eingesetzte Personal schnell verschleißt, indem es zügig an die Grenzen der individuellen Belastbarkeit getrieben wird.

... genaue Studien, die man auf arbeitsmedizinischem Gebiet anstellte, haben eine spezifische Art beruflicher Deformation zutage gebracht, die recht unangenehm ist und offenbar nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und die von ihrem Entdecker „paroxysmale Dysthymie” oder „Gowelius'sche Krankheit” genannt wurde. Sie äußert sich in einem zunächst wenig präzisen und schwer definierbaren klinischen Bild, sodann, im Lauf der Jahre, in verschiedenen Störungen des Sensoriums (Doppelsehen, Geruchs— und Gehörstörungen, übermäßiges Reaktiv zum Beispiel auf bestimmte Farben und Geschmäcke) und läuft schließlich, nach Besserungsperioden und Rückfällen, auf schwere psychische Anomalien und Perversionen hinaus.

Demzufolge hatte sich die Zahl der Kandidaten bei den staatlichen Ausschreibungen trotz der gebotenen ansehnlichen Gehälter rapide verringert, entsprechend war der Arbeitsanfall des beamteten Personals gestiegen, bis er unwahrscheinliche Ausmaße erreichte.

Zwischenfazit: Zensoren sind perverse Psychos.

Nachdem man die Zensurämter mit modernen elektronischen Einrichtungen (Levi) ausgestattet hatte, konnte der Zensurstau binnen weniger Tage abgearbeitet werden, das allerdings unter eine rapiden Zunahme von Kollateralschäden. Oft genug wurden die Falschen aus falschen Gründen gehängt, was nicht gut ankam.

Dann kam jemand auf die gute alte Idee, einen Tierversuch zu starten, ehe man das Procedere am Menschen durchexerziert. So wurden also Pferde, Hunde, Schweine, die dem Menschen näherstehenden Säugetiere (Levi), daraufhin untersucht, wie gut sie sich als Arbeitstiere für Zensur eignen.

... kurz und gut, unter diesen Bedingungen entwickeln sie einen esprit de finesse, der für Zensurzwecke zweifellos von Schaden wäre.
Nur eines der dem Menschen sehr nahen Tiere erfüllte letztlich alle Anforderungen an eine zuverlässige Zensur im Auftrag des Herrn, das gemeine Haushuhn.
Überraschende Ergebnisse erzielte man demgegenüber beim gewöhnlichen Haushuhn: ... Die Hühner, die im übrigen leicht zu beschaffen sind und nur mäßige Kosten verursachen, sowohl was die anfängliche Investition als auch die Wartung betrifft, können eine rasche und sichere Auswahl vornehmen, befolgen peinlich genau die ihnen aufgetragenen Gedankenschemata und sind wegen ihres kühlen und ruhigen Wesens sowie auf Grund ihres flüchtigen Gedächtnisses nicht störungsanfällig.
Sagte ich ja, dumme Hühner sind die besten Zensoren.