5. Mai 2009

eine Reise nach Zensuristan

Der Bericht von Hans Schmid liest sich unter Umständen etwas holprig, ist mit drei Teilen sehr lang geraten, lohnt sich aber insofern, als endlich mal berichtet wird, was in Zensuristan so abgeht und was das für absurde Voraussetzungen, Mechanismen als auch Folgen hat.

Den neuesten Studien nach ist es so: Gewalt in Büchern hat kaum einen schädlichen Einfluss, Gewalt in Filmen einen geringen und Gewalt in Computerspielen einen sehr großen Einfluss. Das neueste Medium ist also das gefährlichste, das älteste das unbedenklichste. Ob das ein Zufall ist? Beim großen Palaver über Mediengewalt gehen Kulturpessimismus (früher war alles besser) und Fortschrittsglaube (die Wissenschaft, die sich früher schon mal geirrt hat, wird immer besser und kann immer überzeugender beweisen, dass jetzt alles schlimmer ist als früher) eine seltsame Verbindung ein.

Ich möchte diesen schönen Glauben an die Wissenschaft nicht zerstören, aber doch an das Jahr 1908 erinnern. Damals wurde im US-Bundesstaat Massachusetts ein Gesetz erlassen, das bestimmte, dass Filmvorführungen nach spätestens zwei Minuten unterbrochen werden mussten. Danach musste das Kino mindestens fünf Minuten lang hell erleuchtet werden, ehe wieder zwei Minuten Film gezeigt werden durften. Die Gefährdung bestand darin, dass Filme vom Publikum in verdunkelten Räumen gesehen wurden. Wenn das mehr als zwei Minuten lang geschah, konnte durch Überreizung der Nerven eine Schädigung des Gehirns eintreten, und blind werden konnte man auch. Wissenschaftliche Studien hatten das eindeutig ergeben.


Teil 1
Teil 2
Teil 3

Am besten internetausdrucken und in vielen ruhigen Minuten lesen, denn Konzentration ist schon erforderlich, um den leicht holprigen Schreibstil zu bewältigen.