Das gute am Film ist zumindest der Titel. Denn genau unter dem lief er auch im Kino. Das scherte sich einen Dreck darum, daß der deutsche Verleiher dem sehr überschaubar abzählbaren Volk im Kinosaal das Filmchen als Stand der Dinge verkaufen will. Was er nämlich nicht ist.
Der englische Titel ist sehr nahe am Inhalt dran. Es geht um das große Spiel, das gespielt wird. Und wie es gespielt wird. Denn es ist alles nur ein Spiel. Alles ist im Fluß. Man muß schnell sein, um im Spiel zu bleiben.
Die einen spielen Krieg fernab der Heimat, die anderen mit der öffentlichen Meinung, dritte mit Abgeordneten, ein Journalist mit der Pussy seines Freundes Gattin und die Bösen mit Milliarden von Dollar.
Trotzdem ein sehenswerter Film. Trotzdem? Es gibt nur zwei Vorbilder. Eigentlich nur eines. Die Tage des Condor, bzw. Die Unbestechlichen, jeweils mit Robert Redford besetzt.
An diese Vorbilder reicht der Film nicht ran, auch wenn er gleiche oder ähnliche Bilder nutzt. Er kann auch an diese Vorbilder nicht ran reichen, weil er ein Abgesang auf die guten alten Zeiten ist, auf die Zeiten, als der gründlich recherchierende und sich in die Story verbeißende Journalist noch jeden Cent wert war. Zeiten, die es so nie gab oder nur in den beiden vorangegangenen Filmen.
Insofern ist State of play eine Fiktion, denn er zeigt das Sterben einer Journalistenspezies, die nur in der Literatur und im Filmwesen herumgeistert. Er beerdigt einen Mythos.
Der Film ist insofern real, als daß man zu meinen glaubt, so könnte es in der Branche laufen, wenn es gut läuft.
Nach 20 Sekunden dachte ich bei mir, jetzt müßte eigentlich von rechts eine Pistole in die Leinwand rutschen und ein Plopp folgen. Nach 22 Sekunden geschah es.
Die nächsten 30 Sekunden waren die typisch amerikanische Kinotatortszene, nicht zu verwechseln mit der aus CSI Blablubsda und wie dieser Mist heißt. Kinotatort, also für die große Leinwand gemacht. Nichtstuend in der Gegend rumstehende Polizisten, ein Journalist, der ungestraft die Absperrung überschreiten darf, um seien Deal mit dem Cop zu machen. Alles sehr großzügig fotografiert. Für 10x3 Meter eben, nicht für 40 cm.
Wie der Film überhaupt sehr gut fotografiert ist. Denn in den nächsten 30 Sekunden wird noch die Videocliperfahrung abgehakt, ein Stakkato schöner Bilder aus Washington. Ab dann ist es ein Spielfilm. Im besten Sinne des Wortes. Solide inszeniert, solide gespielt, redundanzfrei und unspektakulär.
Nur Russel Crowe könnte sich wieder mal rasieren, noch ein paar Pfund abspecken und die Haare schneiden lassen. Vielleicht hätte er dann ein Chance bei Rachel McAdams. Würde ein deutscher Politiker sagen.
Der Film ist über jeden Verdacht erhaben, einen Oskar hinterhergeworfen zu kriegen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er aber besser, als viele, die noch folgen werden.
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Ach so?