Ich bin kein Kriminaler, habe auch keine Lust, die bisherigen 46 Alben des maulfaulen Barden auf Vergehen zu untersuchen. Die Liste seiner Verfehlungen ist lang. Die seiner kriminellen Meisterstücke auch. Oder umgekehrt. Das durchforste ich also nicht.
Nun announcte jedoch Ende August Columbia Records eine schlichte Mitteilung nebst Cover, die meilenweit nach kriminellen Machenschaften stinkt.
Bob Dylan will release a brand new album of holiday songs, Christmas In The Heart, on Tuesday, October 13, it was announced today by Columbia Records. All of the artist’s U.S. royalties from sales of these recordings will be donated to Feeding America, guaranteeing that more than four million meals will be provided to more than 1.4 million people in need in this country during this year’s holiday season. Bob Dylan is also donating all of his future U.S. royalties from this album to Feeding America in perpetuity.
Es ist das 47. Album von Bob Dylan und widmet sich diesmal auschließlich dem Thema heimeliger völkischer Songs, gemeinhin auch als Weihnachtslieder bezeichnet.
Da fragt sich der hin und wieder Dylan hörende Beobachter schon, ob das gut gehen kann und gut gehen wird? Das sind doch alles ad eins Klangweisen, die nicht aus der Feder des Liedermachers stammen und zweitens Texte, die nicht seiner verqueren Denke entfleuchten.
Es steht die Vermutung im Raum, daß sich Dylan für Dylan-Fans an sich selber vergeht und für die breite Masse der Carmen-Nebel-Jünger am Heiligsten, was ihnen wegen Hartz-IV, Westerwelles Wahlsieg und der Drohung von Frau Nahles, sich mit dem Popbeauftragten der SPD zusammenzuraufen noch übrig geblieben ist, die herzzerreißensten, die gefühlsvollsten, christlichsten, menschelnsten Lieder, die sie haben, durch den Kakao zu ziehen.
Ich fang nochmal an, das klang sehr kompliziert. Was will uns also Bob Dylan, mit knarziger Stimme, in echtem Buchenholz mehrere Tage geräuchert und danach gut abgehangen, zwei drei Whisky für ein pikantes Flair hinterher gegossen, was will uns der never ending Brabbler damit sagen oder antun?
Ist er am Ende? Hat er keine Ideen mehr? Springt er kurz bevor es zu spät ist auf den Zug auf, den viele vor ihm geentert haben? Wenn's schon das Jahr über nicht läuft, mit einer Weihnachtsplatte ist das alles vergessen. Schöner die Kassen nie klangen.
Ist er womöglich einer Sekte beigetreten?
Und wie wird die intrnationale Kritik reagieren, wenn er statt mit pragisch goldener Stimme und ferres'scher Betroffenheitsmimik in den obligaten MTV-Kurzfilmen als Sägeblatt-Deklamierer heiliger Texte auftritt, die mit einigen Klangelementen angereichert sind?
Wie wird er das auch auf der Platte enthaltene "Little Drummer Boy" darbieten, das einzige Lied, das echten Nachprüfungen auf Originalität, Konzerttauglichkeit und Stimmung standhält?
Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, daß er keinen Cent vom Erlös sieht, denn all das gute Geld wird für die Verfütterung der Welt verbraucht.
Unterm Strich ist es egal, wie ich darüber denke, denn unterm Strich wird das Ding funktionieren. Der Dylan-Fan wird bedenkenlos zugreifen und begeistert sein. Jene, die sich mit der musikalischen Muttermilch von Carmen Nebel von echtem Hörgenuß verabschiedet und so durchs Leben gemogelt haben, werden sich freuen, endlich mal neues Klangmaterial statt des üblichen verdächtigen im Ich-bin-ganz-schön-blöd-Laden vorzufinden.
So wird es ein. Mit einer Ausnahme. Der knarzende Sprechdeklamierer, gerührt von zwei drei Whiskys, wird ausnahmsweise mal zu verstehen sein. In und mit seiner Botschaft. Welche Software die Tontechniker für diesen Klangeffekt genutzt haben, ist bisher nicht bekannt geworden. Möglicherweise den noch streng geheimen DeKnarzer.
Na, wenn das nichts ist.