22. März 2011

Frau Jüttner und isharegossip.com - Erwachsenenschändung

SPIEGEL ONLINE 22. März 2011, 18:05 Uhr
Prügelei in Berlin

Gewaltexzess nach Cybermobbing

Von Julia Jüttner

Die Einträge auf einer Mobbing-Internetplattform* haben nur ein Ziel: beleidigen, bedrohen, diffamieren.

*Name der Plattform ist der Redaktion bekannt


Für wie doof halten sie eigentlich den Spiegel-Leser, bzw. wie doof hätten sie ihn denn gerne?

Da wiederhole ich vor lauter Schreck die kurze Widmung in diesem Blog, die ich für die FrauIn dpa/jk in der Redaktion der Welt am 27. Januar verfaßte.

Auch sie, Frau Jüttner, ketten hunderte deutsche Wörter aneinander, die, im Zusammenhang gelesen, keinerlei Sinn ergeben.

Die von ihnen nicht erwähnte Internet-Plattform ist übrigens isharegossip.com.


Der Name der Plattform ist also nicht nur ihrer Redaktion, sondern auch gefühlten eine Million deutschen Schülern bekannt, aber ich verrate ihn nicht. Ich mache mich doch nicht der Verletzung des Redaktionsgeheimnisses schuldig.

Ein Drittargument, da sie selber offenbar nicht zu einer schlüssigen Argumentation in der Lage sind, sei hier erwähnt.

Sie holen sich als geistigen Beistand den sogenannten Internet-Unternehmer Thomas Huch ins Boot und zitieren ihn so: "Der Betreiber steht auf der gleichen Stufe wie ein Kinderschänder." Thomas Huch, das ist einer, der mit Pornos sein Geld verdient, das ist einer der sich öffentlich auf die Seite von Raubkopierern stellt und deren Handeln verteidigt.

Immer dann, wenn man keine Argumente mehr hat, holt man sicherheitshalber den Baseballschläger der Kinderschänderei hervor, denn das ist der argumentative Totschläger schlechthin, denn zumindest alle guten Deutschen sind ja gegen Kinderschänderei.

Wenn sie schon Nichtigkeiten zu prq.se aufschreiben mußten, dann wäre es nicht zuviel verlangt, die Hoster-Seite selber aufzusuchen und zwei drei Aussagen zu guttenbergen. Oder sie bestehlen die wikipedia. Die Firmenphilosophie ist sehr simpel und auch für Drittklässler verständlich.

If it is legal in Sweden, we will host it, and will keep it up regardless of any pressure to take it down.

Wenn das Angebot in Schweden legal ist, dann hosten wir es und halten es am Laufen, egal wie groß der Druck ist, das Angebot zu schließen.

Oder wie es wikipediat: Part of PRQ's business model is to host any customers regardless of how odd or controversial they may be, as long as the hosted sites follow Swedish laws.

Man erfährt aus dem dürftigen Eintrag auch, daß auf Grund der Gesetzeslage höchst kontroverse Seiten eben nicht geschlossen wurden. Da muß man als wackere demokratische Journalistin, die sie hoffentlich sind, Frau Jüttner, da muß man fraulich durch. Hilft alles nichts. Nehmen sie deswegen zur Kenntnis, daß ich ihr Wortgestammel als Erwachsenenschändung betrachte.

Im übrigen, ich habe auf der von ihnen als Mobbing-Internetplattform bezeichneten Seite bisher nichts entdecken können, was es nicht auch bereits in meiner Schulzeit gab. Die liegt schon eine Weile zurück und war ca. zu Beginn der Schultaschenrechner-Ära. Für mich ist die Seite schlichtweg amusement, mehr nicht. Wer sich davon beeindrucken läßt, beweist nur, daß ihm jedwede Medienkompetenz abhold ist. Der geht auch ins Kino und flennt, wenn sich zwei an der Gallionsfigur der Titanic knutschen.

Eintrag auf isharegossip.com, aber das nur nebenbei.

Was tun gegen Mobbing: Das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) hat die Anti-Mobbing-Fibel unter dem Titel "Was tun wenn" aktualisiert und für Berlin und Brandenburg neu aufgelegt. Die informative Broschüre von Walter Taglieber bietet Lehrkräften, Eltern und Schülern auf 35 Seiten einen Einstieg in das Thema und gibt praktische Tipps. http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/hilfe_und_praevention/gewaltpraevention/anti_mobbing_fibel.pdf