4. August 2011

der gute Pädoonkel vom Spiegel

Ratten, Schmierfinken, Aasgeier: Wer eine Imagestudie über Journalisten verfassen möchte, muss ein Kapitel der Tier-Metaphorik dieses Berufsbildes widmen. (welt)

Michael Jürgs, so fragt man sich angesichts seiner Vita, ist der qualifiziert genug, sich dem Thema Kinderpornographie zu widmen? Er hat nämlich keine Ahnung. Doch das ist immer noch die beste Voraussetzung und unabdingbares Qualifikationsmerkmal, um einen Aufsatz für den Spiegel zum Thema anfertigen dürfen zu müssen, denn außer der dürren Meldung von heute morgen, die leider aus den USA und dann noch sensationsfrei daher kam, außer dieser Dürre auf dem publizistischen Markt gab es nichts weiter.

Da muß gegengesteuert werden, da muß der Grusel her, da muß das Volk wachgerüttelt werden. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf, wie so oft mit der noch nie bewiesenen, trotzdem oft wiederholten Standardbehauptung:

SPIEGEL ONLINE 04. August 2011, 19:15 Uhr
Pädokriminalität

Wie Netzwerkfahnder gegen Kinderpornografie kämpfen

Von Michael Jürgs


Wie Netzwerkfahnder gegen Kinderpornographie kämpfen, dazu äußert sich der Autor nicht, kann er auch nicht, weil er keine Ahnung hat und weil Netzwerkfahnder darüber tunlichst ihren Schnabel halten.

So bleibt es ob der Null Substanz der Materie auch nicht aus,daß sich Jürgs in den beiden entscheidenden Punkten outen muß, als Dürftologe und Könntologe.

...in einem ganz normalen Jahr durchschnittlich 6000 Spuren im Netz, die dann ... zu den echten Adressen der Verdächtigen führen könnten. Hochrechnungen ergeben sich aus der Zahl der Klicks, die bei Providern registriert worden sind... In Deutschland dürften es rund 250.000 pro Tag sein.

Ein Voodoo der Mathematik, das er wohl selbst kaum durchschaut, bei den ganzen könnten und dürften.

Über Umsätze und Gewinnmargen auf diesem Markt gibt es nur Vermutungen. Interpol schätzt den Umsatz mit Handel und Herstellung von Kinderpornografie auf weltweit 18 Milliarden Dollar. ... Andere Schätzungen gehen eher von fünf Milliarden aus.

Sind wir hier in der Sendung "Schätzen sie mal"?

Herr Jürgs, wenn sie mich verarschen wollen, dann sollten sie nächstens etwas früher aufstehen. Ihr volkserziehrische Absicht trieft aus jeder Zeile, daß es einfach nur peinlich ist. Die unprätentiöse und nüchterne Präsentation der Fahndungserfolge in den USA habe ich mir bereits heute früh im Original reingezogen. Das Vorgehen hebt sich sehr wohltuend von ihrem ich hab zwar keine Ahnung, schreibe aber trotzdem mal was dazu auf ab.

Wer mir erklären möchte, wie Netzwerkfahnder arbeiten, der sollte sich wenigstens mit den Basics vertraut machen und sich Einblicke in die Kinderpornoszene verschaffen. Eine englische Übersetzung des deutschen Textes gibt es auch.

Tja, lieber Pädoonkel vom Spiegel, dein Märchen kannste in die Tonne treten, es ist wohl alles doch etwas komplizierter als man auf 4 Seiten Spiegel pressen kann, zumal wir das alles schon zigmal gelesen haben. Es wird dadurch schrifstellerisch keinen Deut besser, dreist wenn sie, Herr Jürgs, zur Edelfeder mutieren würden.

Zum Abschluß noch die beliebte Rätselfrage "Was ist hier falsch?" Finde alle Fehler im screenshot.