10. Juli 2020

Foodporn im Fokus: Knick in der Optik?



Ich komme noch einmal zurück auf die Hochstapelei mit den Bildern. Man kann die einmal von unten nach oben hochstapeln oder umgekehrt, also tiefstapeln. Beim Betrachten des Ergebnisses, Rinderfilet an Spargel und Ananas, lief mir erstens das Wasser im Mund zusammen, weil ich schon wieder Hunger hatte und fiel mir zweitens eine Frage ein, je länger ich den Teller als Stilleben betrachtete.

Warum empfinde ich so einen Stapel als angenehem, warum ist der Seh­sinn nicht verwirrt, wenn er derlei Montagen vorgesetzt bekommt?

Theorie und Arbeitsgänge kann man sich woanders anlesen, ich selber bin zu faul, das alles aufzuschreiben. Stefano Paterna hat das anhand eines Beispiels sehr gut erklärt. Ich erklär das Grundlegende nochmal an mei­nem Beispiel.

Das menschliche Sehen funktioniert erstaunlicherweise genauso wie ein optisches System. Im Grunde sind alle Menschen in einem bestimmten Wertebereich, der sich um die Blende 5.6-8-10 und die Brennweite von 50mm einpegelt. Ich sage ja auch immer, wenn man jemanden etwas unterjubeln möchte, ohne daß er es merkt, dann sollten die Parameter des Fotos aus diesem Wertepool stammen. Da erwischt man die meisten, weil das ihrem natürlichen Sehen entspricht.

Trotzdem wird ein Fokusstapel nicht als störend wahrgenommen, sondern als angenehm.

Dieses Foto habe ich auf die vordere Kante des Erdbeerkorbes fokussiert. Blende 4.6, Belichtungskorrektur +1/3, Belichtungszeit 1/80 und Brennweite 110 mm bei ISO 1600. Man sieht an den Werten, daß es schon dunkel war.




Den Fokusstapel aus 8 Bildern habe ich erst im vierten oder fünften An­lauf so schick hin­bekommen, nachdem mir einfiel, die Bilder erst mal grob zu beschnei­den, damit der Ausrichtesoftware die Rechnerei er­leich­tert wird.

Die Tiefenschärfe kann man sich ja berechnen lassen.



Das Ergebnis stimmt mit dem optischen Eindruck vom ersten Foto über­ein, obwohl das zweite weitaus besser rüberkommt. Wie tricksen wir uns oder unseren Sehsinn also aus, daß der da nicht drüber stolpert? Keine Ahnung. Vielleicht weiß das ja da draußen jemand.

Wozu braucht man eigentlich so viele Erdbeeren sonst noch, wenn man die nicht fotografiert? Um warme Waffeln mit Erdbeeren und Schlagsahne daraus zu produzieren und diese in den Schlund zu schieben?

Jetzt noch einer für die Freunde knackiger Matheaufgaben. Beim Blick durch die Linse beträgt der Abstand zwischen vorderer und hinterer Kante des Korbes 17 cm (Luftlinie), gemessen mit einem Schneidermaßband. Der waage­rechte Abstand beträgt 15 cm. In welchem Winkel habe ich Hand angelegt? Warum schafft man so eine Abbildung nicht mit einer Tilt-Linse, die ja die Schärfeebene verschwenken kann?