21. Oktober 2021

lebenserleichternde Maßnahmen

Ich weiß noch, daß ich meinen Sniper-Strap im Dezember 2019 beim Spaziergang Richtung Fortaleza getragen habe, da ich im Hochgebirge mit einem (sic!) Stock wandere. Man kann auch sagen, am Stock gehe. Kommt auf das Gleiche raus und beschreibt es präzise. Der Fotoapparat bammelt und klappert dann irgendwo auf der rechten Hüfte, dem Beinknochen, Hintern, wo auch immer. Und stört. Wie bei der einwöchigen Fahrradtour durch die Uckermark.

Danach war ja nicht so berauschend mit Urlaubsausflügen, weil Merkel ihren Faschismus in Deutschland eingeführt hat und den Deutschen das Reisen verbat. Ein paar kleine Urlaube mit Fotografie waren trotzdem drin, dann aber fast immer mit einer Handschlaufe, amazon basics reicht da völlig aus, nur daß ich den Handschutz gegen meinen alten austauschte, da der aus schön weichem Leder war, sehr anschmiegsam. Nun ist der neue dran.

Dieser Zustand blieb das ganze Jahr über bestehen. Bis sich eine grundlegende Idee mit harten Fakten in mein Hirn pflanzte, die auch nach Rückkehr und ausführlicher Recherche umgesetzt wurde. Den Fotoapparat über viele Kilometer in der Handschlaufe am rechten Arm tragen, da bekommt man Gorillaarme. Gut ist das nicht. Noch schlimmer sind Fahrradtouren, bei denen ich das sensible Gerät im Rucksack hatte. Das bedeutete aber auch, jedes Mal einen Stopp einzulegen, wenn ein belichtungswürdiges Motiv in meinem Sichtfeld auftauchte. Anhalten, Absteigen, Rad aufbocken, Rucksack abnhemen, fooapparat startklar machen, fotografieren, alles wieder verstauen, Fahrrad startklar machen und weiter radeln. Das schlaucht ungemein.

Auch wenn ich die Produkte schon lange kannte, weil sie auf den einschlägigen Seiten immer im Vorderfeld der Test aufschlagen, nun habe ich doch zugeschlagen, weil ich mir das Leben als Arbeiterfotograf etwas leichter machen möchte.

Peak Design hat, wie andere auch, einen Falsch im Angebot, in dem man den Fotoapparat sehr elegant einklinkt. Im Bild ist die Capture Plate an einen Tragegurt montiert, der noch in meinen Beständen war. Keine Ahnung, zu welchem Gegenstand der gehört, Reisetasche, Sporttasche, Satteltasche, irgendsowas wovon jeder eh zwölf bis dreizehn Stück in der Wohnung rumliegen hat. Stellt man sich den Gurt richtig ein und schraubt die PLatet schräg an, dann hängt der Fotoapparat den Gesetzen der Schwerkraft gemäß vor dem Brustkorb. Das macht er auch, wenn die Platte gerade am Gurt verschraubt ist, dann aber mit dem Objektiv nach rechts genigt. Das hält man fünf Meter durch, dann ändert man das sofort, um Newton zu bestätigen.

Die Sensation selber aber ist der Strap Lite der Firma. Der reicht für Arbeiterfotografie völlig aus und ist im Längen besser als mein alter Sniper Strap. Im Foto ein Hack, den ich mir aus Youtube geklaut habe. Die Ankerschlaufen habe ich nicht direkt unter die Platte verschraubt, sondern in einen Schlüsselring eingefädelt, der wiederum den Druck der Schrauben locker wegsteckt. Bei dem Materialmix der Schlaufen, weiß ich nicht, ob die das lange aushalten. Oben im Foto sieht man die Platte, an der die Handschlaufe mittels Anker festgetackert ist. Die klingt man einfach in den Capture Plate am Gurt ein. Das trägt sich dann sehr komfortabel und deutlich besser als meine bisherige Trageweise oder die ganz oben im Produktfoto gezeigte.

Diese Trageweise am Gurt ist etwa 70 Gramm leichter, da die Capture Plate nicht benötigt wird. Das Ausklinken des Fotoapparates aus der Capture Plate ist deutlich leichter und flinker, als die Anker auszuankern.

Eine andere Möglichkeit wäre, einen Schlüsselring an der Riemenöse der Canon neben der Handschlaufe durchzufädeln, das geht gerade noch so, dortselbst dann eine Schlaufe anzubringen, eine zweite an der Platte unten. Dann kann die Handschlaufe immer eingeklingt bleiben, weil sie eh als händischer Minibildstabilisator gebraucht wird.

Nach etlichen versuchen für Ankerpostionierung und Trageweise hat sich die für mich wahrscheinliche herausgeschält, die Capture Plate am Riemen verankern. Für Fahrradausflüge bei schönem Wetter wäre die Version mit dem Trageriemen präferiert, denn da hängt das Teil vor dem Bustkorb. Anhalten, ausklinken, Foto machen, einklinken weiterfahren.

Für schlechtes Wetter und den Transport gibt es die F-Stop Navin. Die kann ein ohnen Sonneblende montiertes 70-200 beherbergen, ist wassergeschützt und winddicht. Ein Riemen liegt der Tasche bei, einen zweiten findet man unter den zwölf bis dreizehn in der Wohnung befindlichen. Die Tasche ist mollefähig und hat auf jeder Seite drei Laschen, für die man sich auch eigene Tragelösungen erfinden kann, wenn man denn erfinden will.

Inzwischen habe ich auch zwei Testfahrten mit Fotoapparat gemacht. Der Strap lite ist schon sehr gut, erst recht, wenn die gummierte Seite auf der Schulter aufliegt. Genau das verhindert dann aber das schnelle Hochziehen der Kamera für ein Foto. Es gibt eine für das Radfahren und nordisches Schlurfen, das ist das, wo man die Stöcke hinter sich herschleift, weitaus besser geignete Variante.

Man kann in den Hundezubehörverkaufsladen gehen und ein Brustgeschirr für einen Bernhardiner ordern. Das sollte einem Arbeiterfotografen auch passen. Da nimmt man die Capture Plate mit, erörtert sein Anliegen und fertig ist. Im Ferkelversand gibt es sowas für Bondage- und/oder Fetisch-Spezialisten aus echt Leder. Oder man macht sich auf die Suche nach harness photgrapher (in englisch, weil im Deutschen wieder die Ferkelbuden die Spitzenplätze einnehmen).