18. Februar 2022

die Wurzeln der RAF

Mutter Ensslin, am Vorabend der Beerdigung

Von Alexander Kluge

Sie habe, erzählte Frau Ensslin, dieses Kind, Gudrun, entgegen der Wei­sung ihres Mannes, schon wenige Monate nach der Geburt, d. h. noch vor der Taufe, dem Muttergestirn, der Sonne, ausgesetzt. Das Kind habe „ungetauft in der Sonne gebadet“. Nach protestantischer Auffassung, die sie, Frau Ensslin, nicht teile, bestehe die Gefahr, daß ein Kind, wenn man es vor der Taufe nackt der Sonne aussetze, vom Satan ergriffen werde.

Es sei doch aber in Wahrheit gesund, Sonne an den Körper heranzulassen. Jetzt, nachträglich, habe sie allerdings Zweifel,

Die war nicht ganz dicht im Kopf.

Und Kluge und Schlöndorff noch weitaus mehr undicht. Mit Kamera und Notizbuch am Vorabend der Beerdigung zu einer eh schon defekten Mutter Ensslin zu gehen, das ist kriminell und Ausdruck eines damals schon verkommenen Charakters.