14. Dezember 2022

ein neuer elektrischer Leser sollte es sein

Onyx Nova Air

Symbolfoto für alle Krakeleien in elektrischen (manchmal auch elektrisierenden) Büchern, hier in jugendfreier Wortwahl. Soweit ich das richtig sehe, fängt so der Schriftsatz über die unschuldige Beate Zschäpe an. In den Jahren 2000 bis 2006 erschütterte ausschließlich Neinihhlewwen die Bundesrepubik Deutschland. Und der verkackte Titel bei der Fußball-WM 2006. Abseits davon ist diese Republik unerschütterlich. Eine Mordserie erschütterte erst ab 12.11.2011 Teile der Politik, Medien und Antifa. Das war auch schon alles. Das Gebäude Bundesrepublik bewegte sich nicht mal den Bruchteil eines Nanometers.

Seit langem waberte es im Schädel rum, daß wahlweise eine neue Lesebrille vom Optiker oder ein neuer E-Reader oder sogar beides ins Haus muß, um unangestrengten Blickes literarische Schätze der Welt ins Hirn zu heben, laso das Phlegma weiter zu kultivieren. Die Lesebrillen (eine gab's oben drauf als Weihnachtsgeschenk) sind in Arbeit, werden aber kaum noch vor Weihnachten eintrudeln, da die Gläser erst noch hergestellt werden müssen.

Das mit dem Elektroleser ging auf einmal einsganzflink, da Prof. Rieck sich wieder mal in Gadget-Kritik übte. Das hatte er mit seinem iPhone auch schon mal drauf, was mich nicht interessierte. Amazon hat einen neuen Kindle mit 10 Zoll und Schreibfunktion auf den Markt gehauen. Das ist alles nicht neu, nur für die Marke Kindle. Andere Hersteller hatten sowas schon länger im Programm, in welcher Qualität, entzog sich meiner Kenntnis, da ich noch genügend Spickzettel und Bleistifte im Haus habe und mich derlei Produkte nicht tangierten, auch wenn es sie gibt.

Nun ist das ja so, daß mir fast niemand aus dem Internet etwas über Technik verklickern kann, weil ich das eh lieber selber rauskriege und mir dann auf meine Bedürfnisse hin zugeschnitten zulege. Insofern schaue ich mir alle diese Influenzenden nicht an, denn sie haben mir nichts zu sagen und sagen auch meistens nichts. Für mich sind die technischen Beschreibungen viel wichtiger.

Prof. Rieck gab aber den Anstoß, mich noch einmal mit dem Thema auseinanderzusetzen, auch wenn er mir nichts beibringen konnte. Sein Video habe ich mir trotzdem vollständig angeschaut. Die anschließende Recherche nahm mehrere Stunden in Anspruch, führte am Ende aber zu einem völlig überdimensionierten Produkt, das deutlich merh kann, als ich brauche.

Der Kindle Scribe ist ein großer E-Reader mit Stift. Im ersten Test begeistert er in der einen Disziplin und enttäuscht in der anderen - mehr spoilere ich nicht.

Aber ich. Das Display und die Lesefunktion sind Weltklasse, die Schreibfunktion ist Schrott.

Symbolfoto für alles zur Verwaltung von Todeslisten, entweder auf Papier schreiben (links) oder elektronisch verwalten (rechts). Foto mit GCam im Nihgtmodus bei sehr sparsamer Beleuchtung.

Mir war klar, daß 6 Zoll zu klein und 10 Zoll zu groß sind, 7 Zoll wohl auch nicht reichen. Ergo nahm ich mir ein Schneidermaßband zur Hand, wuchtete ein Taschenbuch und ein Hardcover auf den Tisch und nahm Maß.

Die Diagonale des Platzes für die gedruckten Lettern interessierte mich. Die überstieg in beiden Fällen nicht die 7 Zoll auch wenn die Bücher riesengroß schienen. Es wird immer noch jede Menge Papier nicht bedruckt. Damit war das Anforderungsprofil an einen E-Reader im Grunde fertig, da die Buchtexte wesentlich fast bündig auf Displaygröße aufgezoomt werden können. PDF interessieren mich nicht sonderlich.

Danach habe ich mich durchs wilde Internet wie Kara Ben Nemsi durchs wilde Kurdistan bewegt und jede Menge völlig nichtssagender Artikel über E-Books gelesen, teilweise auch viel zu lang. Keiner dieser Autoren weiß, wie man einen Artikel, mit dem man zum Kauf anregen soll, strukturieren muß, um auf einer Seite zum Wesen zu kommen.

Zusammengefaßt war die Prioritätenliste bei mir so:

1. 8 Zoll Display in schmalem Formfaktor, wegen der Haptik beim lässigen Halten.

2. 2 haptische Tasten zum Blättern.

Die E-Ink-Displays kommen wohl alle von einem Hersteller, wenn man so will. Was die Endabnehmer der Industrie dann hinten ranfummeln, das unterscheidet die Wertigkeit der Produkte.

Ich hatte auch den neuen Tolino Epos 3 bzw. sein (baugleiches) Kobo Saga ins Auge gefaßt, die so knapp unter der 300er Grenze wabern. Da gefällt mir der Formfaktor nicht. Das alte Epos hätte es getan, da fehlen die Tasten.

Ich bin dann relativ zügig auf die Seite https://allesebook.de/ebook-reader/ und den Autoren Chalid El-Heliebi gestoßen, den ich für den einzigen ernstzunehmenden Autoren im Fach E-Reader halte, denn nach Konsum vieler seiner Ausführungen war die Lösung relativ einfach.

Vergleich

Der gute Mann hat eine kleine und feine Datenbank in Pflege, die nach allerlei Kriterien abgefragt werden kann. Ergo war die erste Abfrage, die beiden Felder 7,8 Zoll und 8 Zoll in Displaygröße zu bekreuzigen. Da blieben 16 übrig. Dann legte ich Wert auf die integrierte Beleuchtung. Dann war die Überlegung, ob ich Farbe brauche. Nein, brauche ich nicht, ich will einen Tolino Epos mit Tasten zum Bücher lesen, aber einen von 2022. Im Feld Displaytechnik wurden demzufolge die anklickbaren außer E-Ink Kaleido Plus (Farbe) ausgewählt, blieben 11 über. Das ist übersichtlich und läßt sich analysieren.

2 Geräte haben ein Mobius-Display. Das ist Plaste, unkaputtbar und kann auch mal verbogen werden, ohne Schaden zu nehmen. Schreiben sie. Alle andern sind Glas. Die beiden Plastik-reader fallen wegen Formfaktor raus, Kobo Forma und Tolino Epos 2, obwohl sie alle Anforderungen erfüllen. Die Display mit E-Ink Carta 1200 sind etwas schneller in der Reaktionszeit und leicht knackiger im Kontrast, was kein relevantes Entscheidungskriterium für mich war. Hat man's, ist's gut, wenn nicht, ist es auch gut.

InkBook ist eine polnische Firma mit großen Lieferproblemen nach Deutschland. Fällt aus.

Blieben als das PocketBook, eine ukrainische Firma, die in die Schweiz übergesiedelt ist. Da habe ich dann erst mal eine Nacht drüber geschlafen, ob ich mir das PocketBook 3 Pro (wassergeschützt) zulege. Anderntags habe ich mir den verbliebenen Anbieter Onyx zur Brust genommen und dessen Podukte verglichen.

Am Ende fiel die Entscheidung für ein Nova Air, da es mit Baujahr 2021 noch relativ jung ist, und exakt meinen Ansprüchen entsprach, die finanziellen mal außen vor, denn eigentlich wolte ich das Kon-Tiki. Jetzt griffen aber die Gesetze des Marktes, die im Kapitalismus wie im Sozialismus gleichermaßen gelten. Du mußt nehmen, was du kriegst, nicht das, was du haben willst. Das einfache Kon-Tiki war nicht zu bekommen, auch wenn die Übersee-Lieferanten schreiben, sie liefern auch nach Germany. Machen sie nicht, da das Produkt nicht verfügbar ist.

Und so habe ich jetzt ein neues Android-Tablet mit einem fast 8 Zoll großen 16-Graustufen-Display, daß eine schweinegeile Schreibfunktion mit sich bringt. Man nimmt den Stift und kritzelt in das Buch, wie man früher seine Marxgeschichten eingebuntet hat, nur eben heute in grauer Farbe.

Im Prinzip ist es so. Kindle hat kein Produkt meines bescheidenen Bedürfnisspektrums, alle anderen nur fast bzw. sind wie PocketBook doch schon etwas betagt. Tolino wäre ja gegangen, wenn der abstoßende Formfaktor nicht wäre, auch wenn der Reader Tasten hat.

Das Nova Air hat keine Tasten. Die habe ich mit einem Cover nachgerüstet, denn da klinkt es sich magnetisch ein.