Laszlo Buring: Hotel California, if it were covered by Stevie Ray Vaughan
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Michael Klonovsky hat ein sehr langes Essay zum Fußball zur Politik publiziert.
Mir – dies ist ja mein Diarium, hier red i – ist es mittlerweile vollkommen gleichgültig, ob die zur „Mannschaft“ downgegradete und ständig politische „Zeichen setzende“ Nationalmannschaft ein Spiel oder Turnier gewinnt, ich schaue mir das entweder überhaupt nicht mehr oder voller Schadenvorfreude an.
Der Fußball ward auf Linie gebracht wie die Universitäten, der Kulturbetrieb, die Kirchen und große Teile der Wirtschaft. Das handelnde Personal ist genreübergreifend so identisch wie austauschbar.
Zuletzt ein Gedankenspiel. Der eine oder andere Boomer wird sich noch an Paul Breitner erinnern, der zur Zeit von Maos chinesischer Kulturrevolution „aus Spaß an der Provokation mit der Peking Rundschau posierte” (Scholdt). ... „Aber kein Bundestrainer überlebte es heute, wenn er sich öffentlich mit der Jungen Freiheit oder Compact erwischen bzw. fotografieren ließe”, notiert der Emeritus. Um zu ermessen, in welchem Maße sich diese Republik seit Breitners aktiven Zeiten in Richtung Gesinnungsstaat entwickelt hat, male man sich nur aus, der Leverkusener Spieler Florian Wirtz, Deutschlands momentan größtes Talent und teuerster Kicker, ließe sich unter einem Plakat von Björn Höcke (oder Donald Trump) ablichten oder spräche sich für die Wahl der Schwefelpartei aus: Der Gute dürfte niemals wieder in der Bundesliga oder für die Nationalmannschaft, nein: die „Mannschaft” auflaufen, die öffentliche Bestie würde seinen Kopf fordern, und Leverkusen könnte kaum noch rechtfertigen, den Gedankenverbrecher gegen eine hohe Summe ins Ausland abgeschoben zu haben.
Das ist der Stand der Dinge.