24. Mai 2024

zum Stand des deutschen Fußballs der Politik

Laszlo Buring: Hotel California, if it were covered by Stevie Ray Vaughan
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Michael Klonovsky hat ein sehr langes Essay zum Fußball zur Politik publiziert.

Mir – dies ist ja mein Dia­ri­um, hier red i – ist es mitt­ler­wei­le voll­kom­men gleich­gül­tig, ob die zur „Mann­schaft“ down­ge­gra­de­te und stän­dig poli­ti­sche „Zei­chen set­zen­de“ Natio­nal­mann­schaft ein Spiel oder Tur­nier gewinnt, ich schaue mir das ent­we­der über­haupt nicht mehr oder vol­ler Scha­den­vor­freu­de an.

Der Fuß­ball ward auf Linie gebracht wie die Uni­ver­si­tä­ten, der Kul­tur­be­trieb, die Kir­chen und gro­ße Tei­le der Wirt­schaft. Das han­deln­de Per­so­nal ist gen­re­über­grei­fend so iden­tisch wie aus­tausch­bar.

Zuletzt ein Gedan­ken­spiel. Der eine oder ande­re Boo­mer wird sich noch an Paul Breit­ner erin­nern, der zur Zeit von Maos chi­ne­si­scher Kul­tur­re­vo­lu­ti­on „aus Spaß an der Pro­vo­ka­ti­on mit der Peking Rund­schau posier­te” (Scholdt). ... „Aber kein Bun­des­trai­ner überlebte es heu­te, wenn er sich öffent­lich mit der Jun­gen Frei­heit oder Com­pact erwi­schen bzw. foto­gra­fie­ren lie­ße”, notiert der Eme­ri­tus. Um zu ermes­sen, in wel­chem Maße sich die­se Repu­blik seit Breit­ners akti­ven Zei­ten in Rich­tung Gesin­nungs­staat ent­wi­ckelt hat, male man sich nur aus, der Lever­ku­se­ner Spie­ler Flo­ri­an Wirtz, Deutsch­lands momen­tan größ­tes Talent und teu­ers­ter Kicker, lie­ße sich unter einem Pla­kat von Björn Höcke (oder Donald Trump) ablich­ten oder sprä­che sich für die Wahl der Schwe­fel­par­tei aus: Der Gute dürf­te nie­mals wie­der in der Bun­des­li­ga oder für die Natio­nal­mann­schaft, nein: die „Mann­schaft” auf­lau­fen, die öffent­li­che Bes­tie wür­de sei­nen Kopf for­dern, und Lever­ku­sen könn­te kaum noch recht­fer­ti­gen, den Gedan­ken­ver­bre­cher gegen eine hohe Sum­me ins Aus­land abge­scho­ben zu haben.

Das ist der Stand der Dinge.