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28. Februar 2024

The Wall in Concert: Tanz die Mauer

Symbolbild für alles mit bestem Schreibgerät der Welt, Pentel-Stift mit Uni-Ball-Mine, und Eintrittskarte für The Wall mit viel Geld zum Fenster rausgeworfen, doch diesmal exakt an der richtigen Stelle.

Die Spurensuche hat nicht viel erbracht, wer am Montag gleich neben dem Tränenpalast die Mauer spielte.

Der, der die Mauer tanzte, der wurde nach der Pause von 3 taffen Saalordnern aussortiert und aus dem Hörsaal geleitet, Dabei machte er nichts anderes als sich mit einem Plastikhumpen Bier in hippieesker Manier am Rande der Sitzreihen zu schütteln. Tanzen täte ich es nur dann nennen wollen, wenn man die gefühlt 2 Promille als mildernden Umstand berücksichtigen darf.

Also, warum diese Person The Wall in Concert performed by original artists nicht bis zum Ende im Saal genießen durfte, das muß ich schuldig bleiben, zumal es ja auch einen verbalen Austausch gab, der ob der anderen Dezibel im Saal unerhört blieb. Vielleicht hat sich der Mann unerhört benommen.

Auch weiß ich nicht, wie in diesem Kontext "original" ins Deutsche übertragen wird, als originale, originelle oder richtige Musiker. Villeicht von allem etwas.

Der Rest ist schnell erzählt, da bei setlist nicht erwähnt. Die Bezugnahme auf den Sohn von Roger Waters scheint mir bei allen verlinkten Seiten falsch zu sein.

Machmal schaue ich beim Igl Schönwitz rein. Der kommt zwar mit dem Esprit einer Schlaftablette daher, oder gar derer zwei, Rick Beato als Kontrastprogramm wäre dann das Aufputschmittel ... Ich fang noch mal an. Der Igl erklärt das Thema, das er sich zu erklären auserkoren hat, immer nur anhand der Knochen. Haut und Fleisch läßt er weg, da die Knochen das Gerüst für Stabilität liefern.

Diesmal lautete sein Thema:

Die High-Resolution-Lüge: mehr ist nicht unbedingt besser!

Er verzichtet dabei also auf die Besprechung der Cover-Gesataltung, edlen Box, der Leitartikel im Booklet und des Promo-Events zur Förderung des Verrkaufserfolgs der CD, sondern arbeitet heraus, warum das CD-Format mit 44,1/16 Khz und Bit immer noch das Endmittel der Wahl für Musikproduzenten ist, wenn sie eine Musikscheibe final mastern, die wir später hören werden. Außerdem erklärt er nochmal warum technisch betrachtet, jede CD besser klingt als eine Schallplatte aus Vinyl.

Eine Schallplatte klingt im Grunde nicht, außer, man bricht sie auseinander, wirft sie an die Wand oder auf einen Glastisch. Es klingen die Lauties im heimischen Reich. Niemand anders. Und die klingen bei einer CD als Zuspieler nunmal besser. Für gewöhnlich. Erklärt der gute Mann mit der Aura einer Schlaftablette.

Ganz beiläufig erklärt er, daß das beste Mastering von "Pink Floyd: The Wall" von der Firma soundso auf den Markt kam. Das Wort habe ich nicht verstanden und trotzdem nach gesucht. Als Ergebnis wurde mir ausgewürfelt, man könne die Mauer in Berlin live hören, was mich zum Kauf eines Billets anspornte.

Ich kann mich nicht entscheiden, ob es eine Ü55 oder bereits eine Ü60 Veranstaltung war. Auf dem Ticket war es nicht vermerkt. Statistische Ausrutscher gab es natürlich im oberen einstelligen Bereich. Der Rang war mäßg gefüllt, das Parkett etwas mehr. Hinten raus waren noch viel freie Plätze. Im Oberrang gähnende Leere, soweit ich weiß.

Wer dort aufgetreten ist, hat sich trotz intensiven Studiums des Internets nicht eruieren lassen. Die Namen der Ensemblemitglieder wurden am Ende artig vorgetragen und klangen alle italienisch. Was ich verstanden hatte, der Gastsänger (Solist) kam von Alan Parsons (im Bild). Eine Solistin war mal bei Guns 'N Roses im Background zugange. Als was genau, weiß ich nicht.

Ich habe mich von Anbeginn der Tonproduktion bis zum Schluß dem Schmelz der Melodeien hingegeben, die, es war kaum anders zu erwarten, so Ton-für-tontreu feilgeboten wurden, so es nur ging. Eine andere Chance hat man im Grunde auch nicht, wenn man 90 Minuten Pink Floyd live verkaufen will, denn genau das, im Grunde nur das will das Publikum, das Pink Floyd noch kennt, hören. Nichts anderes. Sonst gäbe es Buhrufe. Das wissen alle Bands, die das Genre der Coverei bedienen und geben sich da auch keine Blöße.

So verwundert es nicht, daß "Comfortably Numb" zu einem orgiastischen Gitarren-Furioso ausgespielt wurde, gleich gefolgt von "Run like Hell", zwei Selbstläufern, die völlig zurecht tosenden Beifall erhielten, zu dem sich das Publikum obendrein von den Plätzen erhob, auch wenn es anfangs des Konzertabends nicht danach aussah, denn es wurde von der Begeisterung her mäßig in den Abend gestartet.

Diese Art Bands weiß auch, wie man sich den Beifall abholt, den man für sich beansprucht. Man ließ die beiden Sangesdamen, es gab derer vier Hupfdohlen, "The Great Gig In The Sky"* zelebrieren und fuhr prompt die Ernte ein. Es folgte "Wish you were here" auf dem Fuße, dann war der Abend nach knapp zweieinhalb Stunden zu Ende. Behenden Schrittes ging es zur S-Bahn und eine Minute nach Entwertung der Bahnsteigkarte fuhr der Zug Richtung Marzahn rein.

Nur, warum der Mann, der die Mauer tanzte, "verhaftet", also von den Saaldienern in Gewahrsam genommen wurde, das war nicht erkenntlich. Auch wenn er nur einen erheblich ramponierten Tanz ablieferte, das kann nicht der Grund gewesen sein.

* Roger Waters verzichtete in "The Dark Side Of The Moon (Redux)" auf genau diesen Höhepunkt der Sangeskunst.

[update 29.02.2024, 13:30 Uhr]

Auf dem Foto der DNN ist die Band gut zu erkennen, der Sänger von Alan Parsons ist da zugange.

Der zugehörige Artikel von Christian Ruff zur Aufführung im Dresdner Kulturpalast ist Sondermüll.

2. Oktober 2023

Druck

First To Eleven: Don't Stop Me Now (Queen Cover)
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Ein Hans-Martin Tillack setzt einen Satz in die Welt, der genug Sprengkraft für die nächste Revolution auf deutschem Boden beinhaltet, vergißt aber mitzuteilen, ab wann und wo man die Bahnsteigkarte kaufen muß.

Die Bundesregierung gerät mit ihrer Praxis der Löschung von E-Mails von Regierungsmitgliedern und Staatssekretären unter Druck.
Niemand gerät wegen irgendwas unter Druck. Das als Fußnote der Weltgeschichte.

10. Mai 2021

Genderreligioten

Таис - «Безалаберная»

Es gab doch mal Liederjan? Oder? So könnte man den Vortrag bezeichnen. Die Liederliche.
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PPQ hat den genderreligösen Katholen einen Text gewidmet, der selbsterklärend ist. Trotzdem versucht sich jemand in dessen Deutung. Ein Joddmangel kommentierte.

Da muss ich dem Marx (nicht dem Kardinal) doch mal zustimmen, denn der sagte: Religion ist Opium für das Volk.

Ich hab ja meinen Marx gelesen und weiß ein paar Sätze, bei denen jeder Buchstabe von Bedeutung ist. Ergo kommentierte ich zurück.

@Joddmangel

Verzeihen sie die Störung. Jodd is a set of micro-frameworks and developer-friendly tools and utilities. Haben sie zu wenig davon?

>> Da muss ich dem Marx (nicht dem Kardinal) doch mal zustimmen, denn der sagte: Religion ist Opium für das Volk.

Ob er es auch sagte, sei dahingestellt. Geschrieben hat er es jedenfalls nicht. Es ist eines der am meisten mißinterpretierten oder -verstandenen Zitate der Menschheitsgeschichte.

"Sie ist das Opium des Volkes."

Religion ist zuerst mal aus sich selbst heraus produziertes Dope. Und wenn es das Zeug in Übermaß gibt, dann kann man auch andere daran teilhaben lassen, es also für sie produzieren. So wird es heute gehandhabt.

Dito bei der Bahnsteigkarte.

Nun hielt es den begeisterten Kotzer nicht mehr im Sessel und er dichtet eine Eloge auf mich, ad personam. Er weiß aber nicht, daß mir sowas am Arsch vorbeigeht.

@Joddmangel

>> Allein schon Ihre schnodderige Frage, ob ich zu wenig Jod hätte, beweist mir erneut Ihren überheblichen Charakter

So eine Frage habe ich gar nicht gestellt. Sie sind so eine Art Hobby-Gensing und schaffen sich die Fakten, die sie dann widerlegen?

Wacker, daß Deutschland solche Sittenwächter wie sie hat.

>> Wenn schon die Anrede Sie, dann bitte groß geschrieben.

https://www.deutsch-perfekt.com/deutsch-ueben/sie-und-sie

Die Höflichkeitsform Sie schreibt man im Deutschen immer groß. Das ist in der Theorie ganz leicht. In der Praxis aber nicht immer.

Ich bin kein höflicher Mensch, insofern versage ich den meisten Mitbürgern ein Sie.

>> Das kleine sie gehört nämlich einer diffusen Masse, wie beim Loriot-Bonmot auf der Rennbahn: "Ja, wo laufen sie denn?"

Eben. Wo schreiben sie denn? Ein anonymer Mitleser faßte den gesamten Schriftsatz so zusammen. Anonym hat gesagt…

richtig heißt es also ;

sagen sie mal Herr Dr.Arschmann , haben sie erneut ihre Jodpillen nicht genommen ?

Um Marx an der Gegenwart zu beweisen, sei Jonathan Pageau, ein begeister Christ, zitiert.

Religion ist unvermeidbar. Gerade sehen wir sie auf sehr merkwürdige Weise zurückkehren. Und zwar in Gestalt einer skurrilen, woken, tribalistischen, identitären Religion.

Es ist vor allem gruselig. Man könnte sagen, dass dies ein Versagen der Atheisten ist und sie zumindest teilweise zum aktuellen Phänomen „Wokeness“ beigetragen haben. Weil ihnen nicht bewusst war, dass Religionen unvermeidbar sind. Rituale sind unvermeidbar. Und auch die Probleme und Möglichkeiten, die sich aus einer Identität heraus ergeben, lassen sich nicht so einfach abschütteln.

... Und eh man sich’s versieht, knien Leute vor dem Schrein eines Mannes, der von Polizisten getötet wurde, setzen ihm einen Heiligenschein auf den Kopf und kasteien sich selbst. Kurz, sie unternehmen alle möglichen Dinge, die verrückt erscheinen. Aber wenn man näher hinsieht, handelt es sich dabei lediglich um einen religiösen Impuls, der aus der Reihe tanzt.

Oder um es mit Marx zu sagen:

Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. ...

Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

Religion gebiert sich aus des Menschen quälendem Dasein heraus. Sie bedarf keiner Institionalisierung. Staatskriche ist aber auch schön, wenn man sie schon mal hat. Dann kann die Drecksarbeit von anderen erledigt werden.

31. Oktober 2019

Faschismus der Tat

Dr. Manfred Schwarz beendet seien Aufsatz über die faschistischen Umtriebe Nichtstudierender an der Hamburger Uni mit diesem Bonmot.
Eines der bekanntesten Falsch-Zitate von Winston Churchill lautet: „Die Faschisten der Zukunft werden sich Antifaschisten nennen.“ Auch wenn Churchill es wohl nie so gesagt hat, könnte es doch stimmen.
Andere schreiben es in ähnlicher Formulierung dem italienischen italienischem Autoren Ignazio Silone zu.
«Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.»
Churchill hat es so nicht gesagt. Und Silone wird es nachgesagt. Belegbar ist es bei H.L. Mencken 1938.

Es ist wie mit der Bahnsteigkarte deutscher Revolutionäre als eine der beliebtesten Bildungslücken deutscher Feuilletonisten.

15. März 2015

полезный идиот газеты: ein nützlicher Zeitungsidiot

faz.de 14.03.2015

Hundert Tage Ramelow und Co.

von Daniel Deckers

Dabei geht auch die Wortprägung „nützliche Idioten“ auf Lenin zurück.


Abgesehen davon, daß der Satz frei im Raum schwebt, keinen Bezug zum Artikel hat, ist er obendrein dreist gelogen. Auch wenn die WikiMANNia einen langen Artikel über diese These enthält, sollte ein 1960 geborener Mensch mit deutschsprachigem Hintergrund wissen, daß es nützliche Idioten in Zeitungen gibt, die jeden Blödsinn willfährig verbreiten, wenn es an inhaltlicher Aussage mangelt.

Auch wenn der MI6 fieberhaft nach einer solch hochkarätigen kommunistischen Quelle gesucht hat, gefunden hat er keine.

Despite often being attributed to Vladimir Lenin, in 1987, Grant Harris, senior reference librarian at the Library of Congress, declared that "We have not been able to identify this phrase among [Lenin's] published works."

Ursprünglich wurde dieser Terminus erstmalig 1941 von Wassili Grigorjewitsch Basanow im Russischen als полезные дураки (nützliche Dummköpfe) verwendet.

Полезные идиоты, auf die verwiesen wird, sind wohl eher unter den tagespolitischen Literaten in den Zeitungen zu suchen, die mangels inhaltlicher Substanz ihrer Politlyrik derlei Unfug willfährig verbreiten. Genau das ist die Berufung von nützlichen Idioten.

Es wundert uns allerdings nicht. Einem Volk, dem die Dichter erfolgreich verticken konnten, Lenin habe die deutsche Bahnsteigkarte erfunden, damit der Pöbel nicht zur Revolution geht, diesem Volk kann man auch andrehen, daß er diesen Pöbel im gleichen Atemzug als nützliche Idioten definierte.

1. Dezember 2013

Kampfradler, Kotzbrocken und Lenins Bahnsteigkarte

Hal Faber rundumerschlägt mit leichtem Federstrich den deutschen Journa­lismus, indem er den Bogen großer Politik von der Fahrradhelm-Empfehlung über die kopulierenden Kotzbrocken bis hin zu Lenins Bahnsteigticket schlägt und alle erschlägt. Der deutsche Journalismus ist so gut wie tot, nicht groß jedenfalls, höchstens fast.

Den Einstieg findet Faber über die Kampfradler.

Und nun das: "Wir wollen darauf hinwirken, dass deutlich mehr Fahrrad­fah­rer Helm tragen."

Sein Federstrich führt uns noch einmal jene Absicht der Großkoalitionäre vor Augen, dem ganzen deutschen Volk, ob Vereinsmitglied oder nicht ist da uner­heblich, einen Wintersicherheitsplan überzuhelfen, um darob und der ver­stärk­ten Höflichkeit des demokratischen Spähliban-Vorsitzenden Gabriel zu folgern:

Aus den Kotzbrocken sind Elefanten geworden, die jedwede Wider­stän­digkeit wegfurzen werden. Da hilft dann auch kein Fahrradhelm.

Zum Ende seiner breitbandigen Kollegenschelte weiß auch er sich keinen Rat und stellt die alles entscheidende Frage.

Wie war das noch mit der Bahnsteigkarte und der Maut im Gedicht von Lenin?

Herr Faber, da können wir sachkundig helfen. Abgesehen davon, daß er eine solche hin und wieder selber erwerben mußte, um die Wartezeiten auf euro­päischen Bahnhöfen zu überbrücken, wobei nicht mal das historisch gesichert ist, denn es ist durchaus im Bereich der Möglichkeiten daß der deutsche Ge­heim­dienst seiner kaiserlichen Majestät die Tickets spendierte, um Lenin je­der­zeit unter Kontrolle zu haben... Also. Abstrahiert von allen Unwäg­bar­keiten der Geschichtsläufe hat die Bahnsteigkarte mit Lenin eigentlich nichts zu tun, außer daß diese Zweckbindung im Gedächtnis der Völker fest ver­drahtet wurde und sich somit nicht mehr aus diesem tilgen läßt.

Oder sollen wir jetzt einfach mal bei Google anrufen, die sollen Lenin bezüglich der Bahnsteigkarte durch Karl Radek ersetzen?

Resümieren wir diese Woche mit jenem Resüme, das bei Hal Faber wie so oft zu kurz kam:

SPIEGEL-ONLINE 01. Dezember 2013, 09:09 Uhr
Gesunder Geschlechtsverkehr

Sex hat ja auch Vorteile

Eine Kolumne von Silke Burmester

Geschlechtsverkehr stärkt die Immunabwehr.

der Spott Lenins

Как говорил один дедушка: В Германии революция не возможна, так как немцы перед тем как занять вокзал должны будут купить перронный билет.



zeit.de 29. November 2013 07:31 Uhr
VERBOTE UND FREIHEIT

Über die Lust der Deutschen, Vorschriften zu befolgen

Alle Erfahrungen der Deutschen mit Diktaturen haben nicht ausgereicht, ihnen die Lust am Verbieten auszutreiben.

VON ULRICH GREINER

Die Deutschen, so soll Lenin gespottet haben, würden eine Bahnsteig­kar­te kaufen, bevor sie einen Bahnhof stürmten. Bahnsteigkarten gibt es nicht mehr, doch die Lust, Vorschriften zu befolgen oder gar neue her­bei­zuwünschen, scheint ungebrochen.


Leider hat Herr Greiner den Einstieg gründlich vermasselt, wenn nicht sogar vollkommen falsch dargestellt, denn diese Bahnsteigkarte war dieser Tage auch hier im Blog ein Thema.

Dann korrigieren wir den Literaturchef der Zeit, der sich in der marxistisch-leninistischehn Literatur offensichtlich gar nicht auskennt. Im Prinzip ist das simpel. Man füttert die Findemaschine seiner Wahl mit Lenin und Bahnsteig­karte und findet auch erst mal was. Meistens sogar lustige Sätze.

„Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas. Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ Das soll Lenin gesagt haben. (Nina Braun)

Soll er gesagt haben. Die Wikipedia meint hingegen, es wird ihm zuge­schrie­ben.

Igelin dichtet das Dichterwort so um, daß es in seinen Modelleisenbahnaufbau reinpaßt:

Lenin sagte sinngemäß: Wenn deutsche Revolutionäre einen Bahnhof stürmen, lösen sie vorher eine Bahnsteigkarte. Geht es nicht auch ohne Ticket?

Hatte Lenin also Unrecht?

Wir lassen nicht unerwähnt, daß selbst im renomierten "Oxford Handbook of Modern German History" die Aussage enthalten ist.

If the Germans staged a revolution at the train station, they would buy tickets for the platform first.

Doch was steht wirklich in der Schrift? Nun, zuerst mal finden wir das Lenin zugeschriebene Zitat bei Stalin. Autsch! Dort ist es allerdings eine etwas längere Anekdote.

Den Einstieg zum Thema liefert Ludwig mit der Frage Glauben Sie nicht, dass die Deutschen als Nation mehr Ordnungsliebe haben als Freiheitsliebe?

Nun denn, einen Tipp gibt es noch. Eigentlich zwei. Willy Brandt sollte es ja wissen und führt Karl Radek als Erfinder der Bahnsteigkarte in die Literatur ein, um sich elf Seiten später wieder zu revidieren.

Dann gibt es eine zweite, kleine Fundstelle, auf Folie 18.

Ein belesener Teilnehmer der GEW-Veranstaltung hat nach dem Vortrag darauf hingewiesen, dass dieses Zitat überall irrtümlich Lenin zuge­schrie­ben werde, es gehe tatsächlich auf Karl Radek zurück. Danke für diesen Hinweis!

Und in Russisch liest sich das dann so.

О немецких рабочих Радек сказал, что их восстания будут неудачны, так как они не возьмут вокзалы, а пойдут брать перронные билеты.

Meine Fresse, für einen Sonntag Morgen ist das aber wieder mal richtig klug geschissen, was wir in aller Herrgottsfrühe ausgeforscht haben.

28. November 2013

Abzocke mit Revolutionstickets

SPIEGEL-ONLINE 27. November 2013, 18:48 Uhr

Bahn kassiert zu viel für Bahnhofsnutzung


Bahnsteigkarte