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25. Dezember 2016

Fehler mit Reportern

Siobhan Clarke, in: Ian Rankin, Das Gesetz des Sterbens, S. 329

Immer ein Fehler, sich mit Reportern anzufreunden - hab ich dir immer gesagt.

8. November 2013

zum Tag der Poeten - Terroristen im Anzug

Nicht vergessen, heute ist POETS Day!
Piss off early, tomorrow's Saturday!


S. 185

"Das ist die Lektion, die wir von Nordirland gelernt haben - lässt man den Terroristen freie Hand, tragen sie plötzlich Anzüge und regieren das Land."

S. 251

Die restlichen 509 Seiten des voluminösen Romans sind ebenfalls lesenswert.

Ian Rankin
Die Sünden der Gerechten
Wilhelm Goldmann Verlag, München 2013
Taschenbuchausgabe, 1. Auflage
511 Seiten

19. Februar 2011

Spitzel beim Gipfel

Ian Rankin
Im Namen der Toten
1. Auflage Taschenbuchausgabe, Mai 2009
Goldmann-Verlag
587 Seiten
9,95 Euro
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Veit Medick und Marcel Rosenbach
Berlin schickte fünf Spitzel nach Schottland
SPON 19. Februar 2011
1 Seite
kostnix, nur Überwindung
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Inspektor Rebus at it's best. Ein hochrangiger Politker wird beim G-8-Gipfel in Glasgow ermordet.

Nein, anders. Während des Gipfels kommt ein Politiker bedauerlicherweise ums Leben. Rebus ist Polizist, seit 100 Jahren in schottischen Diensten und glaubt nicht an den bedauerlichen Unfall, der ihm verklickert wird, denn spätestens als ein Geheimdienst Ihrer Majestät involviert ist, ist für Rebus klar, daß in diesem Falle alles anders läuft oder zu laufen hat.

Der Krimi paßt auf geschätzte 15 der 587 Seiten. Um den Schluß zu verstehen, müßte man noch 1 Seite aus der anderen Handlung klauen.

Eines der brillantesten Werke des Meisters subversiver Gesellschaftsbeschreibung, denn unter dem Alibi eines Politthrillers hat Rankin eine über 500 Seiten lange Expertise der Verkommenheit von Politikern und Innen verfaßt, die aus Gründen der Vermarktbarkeit im Buchhandel als Thriller feilgeboten wird.

Auf über 500 Seiten seziert Rankin den damaligen G-8-Gipfel, die Rolle von Geheimdiensten, Polizei und deren Spitzeln. Als Einzelkämpfer ist er verloren, aber er hat ein starkes Pfund in der Hand, seine polizeiliche Erfahrung. Dieses Pfund wechselt in einem deal mit dem Geheimdienstchef seinen Besitzer. Der hat anchließend nichts weiter in der Hand. Im Gegensatz Rebus. Der kann seinen finalen showdown an den Mann bringen.

Soll man 587 Seiten lesen, um auf einer halben Seite eine der excellentesten Lösungen eines Kriminalfalls zu erfahren? Ja, man soll dürfen, denn nebenbei erfährt man eine Menge über die Niederungen polizeilicher und geheimdienstlicher Tätigkeit. Alles natürlich streng nach den Regeln der Gesetze ... der Spannungsliteratur.

Soll man einen Spiegel-Artikel über Spitzel beim Gipfel lesen? Nein. Man erfährt nichts und wird nicht klüger. Bleibt also doch nur Rankin übrig, denn da erfährt man alles.

20. März 2010

Im Geheimdienst ihrer Majestät

Ich hatte ja angedeutet, in Kürze etwas postives über Ian Rankin bloggen zu wollen.

Die Kürze ist nun abgelaufen.
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Ian Rankin
Der diskrete Mr. Flint
1. Auflage Taschenbuchausgabe, 2008
copyright by Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2006
350 Seiten und 7,95 € (D)
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Wer etwas über die Geheimen, die Spitzel und Schnüffler wissen möchte, liest entweder Spiegel oder Focus und erschaudert ob deren amoralisches und undemokratisches Handeln. Sofern es sich um die Stasi oder Homos beim BND handelt.

Oder er kennt jemanden, der bei denen arbeitet und einen Schlag aus seinem segensreichen Schaffen erzählt, was wiederum nicht für ihn spräche, denn dazu sind sie ja geheim und verschwiegen.

Eine dritte Möglichkeit besteht darin, sich mit der richtigen literaturnobelpreisfeindlichen Schriftstellerei zu versorgen und daraus seinen Erkenntnisgewinn zu ziehen.

Das ist die spannendste und erholsamste der Varianten, denn nur in der Literatur stößt man auf die Wahrheit, nichts als die Wahrheit.

Abseits von seinem schottischen Wallander-Pendant John Rebus hat sich Rankin auch einiger kleiner Schreibübungen befleißigt, von denen die zu besprechende wohl herausragt. Hier wird das Innenleben des Geheimdienstes beleuchtet, seine Verkommenheit, Überflüssigkeit, Ineffizienz, Intrigenspinnerei, Abhängigkeit, also all das, was der gewöhnliche Boulavardblattleser bisher nur von der Stasi kennt.

Wie es sich für einen wahrheitsliebenden Sohn der Krone gehört, wird alles ausgeblendet, was diesem Anliegen nicht gerecht wird. Übrig bleibt nur noch der Dreck, aber der reicht für 350 flüssig zu lesende und spannende Seiten.

Mr. Flint ist Observant. Der beste Beobachter, den sie haben. Bei einem Auftrag wird er gelinkt. So gelinkt, daß es gefährlich für ihn werden kann. Ab dieser Erkenntnis ist er in seiner besten Form gefragt, denn er spielt nun gegen die eigenen Leute, die ihn auf's Kreuz legen wollten. Welche das sind, daß muß er rauskriegen, sonst kriegen sie ihn.

Tja, wer hätte gedacht, daß sich ein Geheimer seiner Majestät mit einem irischen Terroristen verbündet, um die Dreckschweine aus dem Amt zu fegen? Mr. Flint macht es. Und wer hätte gedacht, daß die IRA vom Geheimdienst mit Waffen und Geld versorgt wird?

Beim Lesen des Romans wird man um einiges schlauer und schafft deshalb seine gesammelten Spiegelartikel über die Stasi in den Papiercontainer zur Wertstoffwiederaufbereitung.

Wobei, soviel schlauer bin ich leider doch nicht geworden, denn ich habe jeder Regierung der Welt schon immer jede Schweinerei zugetraut und bis zum Beweis des Gegenteils auch erstmal unterstellt.

Fazit. Alle sind mindestens genauso schlimm wie die Stasi. Auch in England. Wenn ich Rankins Schilderungen vertrauen kann.

Das Original ist übrigens von 1988 (!) und hieß "Watchman". Man hätte also zu deutsch ruhig "Der Observant" titeln dürfen. Aber deutsche Titelübersetzungen aus dem Englischen, das wäre schon wieder ein eigenes Feld der Literatur- und Filmkritik.

30. Mai 2009

nicht kaufen - nicht lesen

Ian Rankin wurde hier schon sehr positiv hervorgehoben.

Leider habe ich vor kurzem zum ersten Mal einen Leseflop gelandet. Es schmerzt das verlorene Geld, und es schmerzt die verlorene Zeit, die man besser hätte vertrödeln können als mit dem Buch.

Ian Rankin
Der Mackenzie Coup
1. Auflage
Copyright 2009 by Wilhelm Goldmann Verlag, München
384 Seiten

Vorab zwei Hinweise.

Das Buch nicht kaufen. Ist ungefähr das Gleiche, als einen dicken Euroschein bei strömenden Regen in einen Gulli zu werfen.

Sollte das Buch via Weihnachtsmann oder Geburtstagsärgernis auf dem Tisch liegen, gleich wieder verschenken und sich was besseres suchen.

Der Plot geht so. Ein Kunstprofessor hat jahrelang Gemälde aus dem Lager der Edinburgher Nationalgalerie verdunsten lassen. Die wurden eh nie ausgestellt oder an andere Kunsthäuser ausgeliehen. Nun erfährt er von einer Generalinventur und heckt einen Plan aus.

Er sucht sich ein paar Leute zusammen, Kunstfälscher inklusive, inszeniert einen Einbruch, läßt ein paar Bilder verschwinden und will sich dann auch gen Ausland absetzen, um die Bilder in Arabien zu verschleudern. Die Scheichs kaufen sowieso jeden Scheiß, wenn man ihnen nur glaubhaft verklickert, daß dies unterschätzte Weltkunst ist.

Das alles ist dermaßen konfus aufgeschrieben, wahrscheinlich grottenschlecht übersetzt und ohne die sonst gut strukturierte und bildhafte Schreibe Rankins, daß ich mich nur so durch die Seiten gequält habe.

Der dickste Fehler ganz am Ende. Der Prof sitzt in Tunis un erfreut sich an seinen Bildern. Die Tür zur Wohnung begann sich zu öffnen.
"Hallo? Ist jemand zu Haus?" Die Stimme hatte einen ausländischen Akzent, aber er konnte sie nicht so richtig einordnen.

Nun ja, sein Kompagnon hatte zwei Jahre im Gefängnis alle Zeit der Welt, sich auf Spurensuche nach dem verschwundenen Professor zu begeben. Als Computerspezialist fiel ihm das nicht schwer.

Nun sind oder waren jedoch beide Schotten. Was soll das dann mit dem ausländischen Akzent an dieser Stelle des Buches? Denn es liegt die Vermutung, daß Rache im Anmarsch ist, zumindest wurde das etliche Seiten vorher ausführlich beschrieben.

Rankin hat mit diesem Stoff bewiesen, daß er keine Ahnung von Auktionshäusern, Gemälden, der Sammlerszene, Galerien usw hat. Kann ja mal passieren. Aber warum gerade mir?

Also, nicht kaufen und auch nicht lesen. Auch nicht für geschenkt.

In Kürze wieder was positives über Rankin.

12. Juli 2008

Warnung vor dem Buche

Ich hatte vor kurzem das Vergnügen, in aller Ruhe einige Bücher verschlingen dürfen (und) zu können. Deswegen sei darüber referiert.
Die erworbene Seitenmenge sollte für einen Zeitraum von drei Wochen ausreichen, obwohl ich da meine leisen Zweifel hatte, die sich auch bestätigten. Ich hatte zu wenig Seiten gekauft und mußte im Tagesablauf etwas tricksen, um das Lesevergnügen zu strecken.

Ich verzichte auf die Verlinkung zu den einschlägig bekannten Online-Händlern, da ich nur empfehlen kann, es so wie ich zu machen, nämlich mit einem Bündel gesponsorter Banknoten mehre Buchläden aufzusuchen und selber fündig zu werden. Nebenbei hat man noch das eine oder andere interessante Gespräch und das Gefühl alles ist so, wie's früher einmal war.

Ist es nicht, denn in den Buchregalen der Händler wird inzwischen viel Altpapier gelagert. Das gab es früher kaum.

In der (nicht zufällig, sondern absichtlich gewählten) Reihenfolge des Lesens waren das.

Dr. med. Eckart von Hirschhausen
Die Leber wächst mit ihren Aufgaben
6. Auflage, April 2008
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2008
222 Seiten

Das habe ich als letztes, unabhängig von den anderen erworben und erstmal nur zu 50% gelesen. Die zweiten 50% folgten im Anschluß an die folgenden dicken Schinken.
Als Reisezeitüberbrücker und -vertreib war es gut geeignet und ließ sich trefflich in zwei Hälften lesen. Ist letztlich nur die Verschriftlichung eines Teils seiner öffentlichen Auftritte.
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Ian Rankin als Jack Harvey
Die Kassandraverschwörung
1. Auflage, Deutsche Erstveröffentlichung Februar 2008
Wilhelm Goldmann Verlag, München
542 Seiten

Mit Ian Rankin habe ich noch nie eine Niete gezogen. Gefährlich war nur der Umstand, daß ich keine Liste bei hatte, welche Bücher von ihm ich schon gelesen hatte, da die Klappentexte immer gleich klingen.
Aber diesmal ging es um einen Terrorplot. Das kannte ich noch nicht, konnte ich also mitnehmen.

An einer Stelle des Romans habe ich mich leicht amüsiert. Der Möchtegern-Bond hatte sich im Bastelverfahren eine Abhöranlage verfertigt und heimste Lob dafür ein, daß er sogar korrekt formatierte Disketten dafür mitgebracht hat.

Also schlug ich noch einmal das Impressum nach: Die Originalausgabe erschien 1993 unter dem Titel „Witch Hunt“. Ja. 1993 war das so. Da konnte man wirklich Bewunderung erheischen, wenn man die korrekte Diskette für das korrekte Diskettenlaufwerk korrekt formatieren konnte. Und es gab wunderbare Formatierprogramme, die das letzte Magnetpartikel auf den Flatterscheiben nutzbar machten. Ach, war'n das noch Zeiten.

Im übrigen beschreibt der englische Originaltitel weitaus besser, worum es wirklich geht, um eine Hexenjagd.
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Bernhard Schlink
Der Vorleser
Diogenes Taschenbuch, 1997
Diogenes Verlag AG Zürich
207 Seiten

Da ich, wie oben schon erwähnt, bereits beim Kauf leichte Zweifel an der Reichweite des Seitenumfangs hatte, fragte ich die Verkäuferin (Typ sehr belesene studentische Aushilfe), ob nicht doch noch das eine oder andere Buch aus der Reihe spannend erzählt in den Regalen liege. Sie empfahl mir daraufhin das aktuelle Buch von Schlink. Nur aus Kostengründen lehnte ich ab, lies mir allerdings den „Vorleser“ einpacken. Und wurde nicht enttäuscht.

Ein Buch, das sich wie ein Krimi liest, aber keiner ist.

Von diesem Autoren werde ich noch weitere Bücher erwerben, so das Sponsorentum hin- und wieder zuschlägt, denn eine derart straffe und bildliche Sprache habe ich lange nicht von einem Autoren deutscher Zunge gelesen.

Von mir gibt es eine Note 1 ohne jeden Abstrich.
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Vor diesem Buche sei gewarnt. Der käufliche Erwerb kann zu Geldverschwendung führen.

Martin Walser
Ein liebender Mann
2. Auflage März 2008
Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
285 Seiten

Ich habe erst im Nachhinein von Oliver Pochers Anfrage bezüglich Martin Walser gehört: „Was macht der?“
Die Frage ist bis heute unbeantwortet*, aber erklärlich. Denn spätestens auf S. 64 hätte Walser stutzig werden müssen. Dort kleckste ihm der folgende Satz aus dem Füller, der auch die Lektorierung überstand: „In Deutschland wird ein guter Roman immer die Ausnahme bleiben.“

So ist es wohl.

Das herausragende Merkmal des Buches ist der gescheiterte Versuch, Adels- und Neusprech so zu vereinen, daß eine spannende Liebesgeschichte zwischen Goethe und Ulrike rauskommt. Das ist auf allen Seiten gründlich mißlungen. Es war das einzige Buch, das ich trotzdem qualvoll zu Ende las, immerhin hatte ich den teuren Hardcoverpreis dafür löhnen müssen.

Das Schlimmste am gesamten Buch ist jedoch der letzte Satz, sozusagen die letzte goethesche Blutwallung. Auf Seite 285 heißt es: „Als er aufwachte, hatte er sein Teil in der Hand, und das war steif. Da wusste er, von wem er geträumt hatte.“
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„Früher, als ich klein war und meine Eltern noch zusammenlebten, liefen sie morgens immer nackt vom Schlafzimmer ins Bad. Da trug mein Vater immer einen Stock vor sich her im Lendenbereich. Schon als Kleine war ich da sehr fasziniert von...
Ich wusste damals nichts von Morgenlatten... Eine lange Zeit, auch als ich schon mit Jungs gefickt habe, dachte ich, die Erektion am Morgen ist wegen mir. Das war sehr enttäuschend, als mir erklärt wurde, dass Männer das haben, um die Pisse morgens am Rauslaufen zu hindern. Eine Riesenenttäuschung war das.“

Meint auf S. 165

Charlotte Roche
Feuchtgebiete
Zehnte Auflage 2008
DuMont Buchverlag, Köln
219 Seiten

Oder, um es mit Dr. Hirschhausen zu sagen (S. 33): „Die Morgenlatte ist nicht der tiefste Ausdruck pueriler Potenz, sondern schlichtweg ein Zeichen dafür, dass die Blase voll ist... Aber weil wir Männer unseren Körper so schlecht kennen, interpretieren wir da Wunder was hinein und wollen sogleich nicht Pipi, sondern Liebe machen. Wir denken sogar, dass der Mensch neben uns für die Erektion zuständig ist. Just diejenige Frau, die wir uns gestern noch versucht haben schön zu trinken. Die Morgenlatte ist tatsächlich eine Spätfolge des Schöntrinkens... Wir verwechseln Triebabfuhr und Müllabfuhr, Brunft und Brunzen... Die Geschichte der Morgenerektion ist eine Geschichte voller Missverständnisse.“

Lieber Herr Walser, auch wenn sie vielleicht die rühmliche Ausnahme sind, aber wenn ein männlicher Erdenbürger aufwacht und sein steifes Teil in der Hand hat, ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, schleunigst die Toilette aufzusuchen, denn dieses steife Teil zeugt nur von einer gut gefüllten Blase. So ist das eben.
Unverzeihlich blöd von ihnen. Wunschdenken.
rechtzeitig pullern gehen
Die Feuchtgebiete habe ich nur erkundet, weil Charlotte Roche wohl keine einzige Talkshow, ausgenommen das Kinderfernsehen, ausgelassen hat.
Liest sich ganz gut, aber bei 150 Seiten hätte Schluß sein können, alles andere ist Wiederholung und Betrachtung ihrer Brüste, ihres Anus und der Venus vom siebten Standpunkt aus. Sex reichen ja wohl.
Wer genügend Krankenhauserfahrung mitbringt, kennt das eh alles, hat es nur noch nie dermaßen kompakt und offenwortig nachlesen können.
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Philip Kerr
Der Pakt
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg
Oktober 2007
510 Seiten

Auch Philip Kerr gehört zu jenen Autoren, deren Werk ich stets gierig in mich rein las, damit es mir nicht mehr genommen werden kann. Und dann gleich zwei für mich neue Bücher auf einen Schlag.

Dieser Roman behandelt weitestgehend den 2. Weltkrieg, im engeren Rahmen das Teheraner Treffen der Alliierten. Im engsten Sinne sowjetische Kriegsverbrechen.

Ein Muß für Kerr-Liebhaber.
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Henning Mankell
Kennedys Hirn
Ungekürzte Ausgabe
Februar 2008
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
© 2006 der deutschsprachigen Ausgabe
396 Seiten

Tja. Hat sich der Verlag was einfallen lassen und „Brisant und spannend wie die berühmten Wallanderfälle“ vom NDR auf den Buchdeckel gedruckt.

Brisant ist es nicht. Auch nicht so spannend wie die Wallanders.

Warum das Impressum darauf verweist, daß mir eine ungekürzte Ausgabe verkauft wurde, das erschloß sich erst beim Lesen. Straffung der Handlung, 100 Seiten weniger, und etwas mehr Realitätsbezogenheit hätten es vielleicht in den Rang von Brisanz und Spannung heben können.

Auch Mankell hat das Recht auf eine Schreibschwäche, aber davor stehen eigentlich Verlag und Lektorat, um das wegzubügeln. Dachte ich bisher.

Davon abgesehen las es sich flüssig und gut, wie von Mankell gewohnt. Ist aber kein Buch, das mich aus dem Sessel gehauen hat.
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Philip Kerr
Das Janusprojekt
1. Auflage September 2007
Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
446 Seiten

Ein neuer Gunther-Krimi. Das kann nur Sahneeis mit Früchten sein.

Auch hier das Thema 2. Weltkrieg und seine Folgen im Mittelpunkt. Gunther-Krimi eben.

Philip Kerr ist wohl der einzige Autor in deutschsprachiger Literatur, dem ein Kabinettstück der besonderen Art gelungen ist. Er hat den Typus „Privatdetektiv im faschistischen deutschen Reich“ erfunden. Das ist spannend, knackig und Alleinstellungsmerkmal für einen Literaten, der hierzulande verlegt wird.

Und zur Scham für alle Autoren deutschen Blutes sei angemerkt, daß Kerr in Edinburgh geboren wurde und ein dermaßen excellentes Deutsch schreibt, daß ein Walser vor Neid erblassen muß.

Im übrigen stinkt das Buch nach einer Fortsetzung, denn es lehnt sich vom Plot her ziemlich genau an „Das unsichtbare Visier – Kennwort 'Vergißmeinnicht'“ an. (Otto Bonhoff, Herbert Schauer, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 324 Seiten, EVP 8,50 Mark) Diesmal aber eher aus der Sicht eines gebeutelten westdeutschen Privatdetektivs, vermischt mit Wiesenthal-Zentrum, Mossad und CIA.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Note 1 ohne Abstriche.
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Hier war mein Lesestoff 4 Tage vorfristig zur Neige gegangen. Es fand sich jedoch jemand, der mir

Carla Banks
Der Wald der toten Seelen
Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2006
458 Seiten

kostenfrei übereignete. Es soll wohl sehr spannend sein. Im Gegensatz zum Mankell war hier nur ein Aufkleber auf dem Buchdeckel, den ich abgekratzt habe, da eine Doppellüge: Spitzenthriller. Weder Spitze noch Thriller und eine kleine Schlamperei in der Titelübersetzung. Das Original nennt sich „The forest of souls“.

Es geht auch hier um Verbrechen während des 2. Weltkrieges in der Sowjetunion. Das hatte ich bereits wenige Tage vorher von Kerr (2 mal) in sehr guter sprachlicher Form gelesen.

Kurz und gut, ich habe vielleicht 300 Seiten geschafft und dann aufgegeben, weiß nicht, ob es Mord oder Totschlag oder Unfall war, wie es ausging usw. Die Entsorgung des Buches war einfach, ich legte es an einen öffentlich zugänglichen Ort, damit sich noch jemand ärgert.

Und gar erschrocken war ich über die Vita der Autorin. Im Klappentext steht: Carla Banks ist Dozentin und unterrichtet Creative Writing an der Universität Sheffield.

Von Kreativität habe ich während der von mir gelesenen 300 Seiten nichts bemerkt. Vielleicht kam die ja noch. Sonst bleibt nur als Empfehlung, daß die Dozentin fleißig Philip Kerr studiert. Aus seinen Büchern könnte sie eine Menge lernen.
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Das waren rund 3100 Seiten in drei Wochen. Plus 150 nicht gelesene. Davon knapp 600 enttäuschend (Walser und Banks). Verblieben 2500 Seiten vergnüglicher Lesestoff. Sehr schön.
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* Die einzig richtige Antwort auf Pochers Frage, speziell für die Moralwächter der "Frankfurter Allgemeinen" formuliert, lautet übrigens so: Martin Walser reiht schon seit Jahren eine Unterleibsgroteske an die andere. Hier irrt Wolfgang Höbel. Im liebenden Mann ist nur der Schlußsatz grotesk, die Verwechslung von Urinier- mit Kopulierdruck. Zuweilen fällt dies zusammen, heißt dann aber Urophilie. Für den 70jährigen Goethe bezweifel ich jedoch eine solches sexuelles Verlangen.