Wäre mir fast wieder aus den Synapsen entfleucht, wenn mich die diversen Wahlomaten daran erinnert hätten, daß ich doch kürzlich sehr kluge Schriftstellerei zu all dem Zirkus gelesen hatte.
Genau das ist das Problem, daß Fragen bezüglich der Bürgerrechte viel zu lange brauchen, bis sie beantwortet werden.
Stümper auch am schnöden Server, an dem ich moorhuhnen will, aber nicht darf.
Thomas Brussigs Gedankengänge kann ich insofern sehr gut verstehen, da ich seinen Bildungsweg bis ins letzte Detail nachvollziehen kann. Es empfiehlt sich, den gesamten Artikel zu lesen.
Es ist erstaunlicherweise aber noch niemand auf den Gedanken gekommen, dem Nichtwählertum etwas Positives abzugewinnen. Nicht wählen zu gehen kann ja auch seine Ursache darin haben, dass ich als Wahlberechtigter glaube, dass es für meine Lebensrealität, meine materiellen und freiheitlichen Verhältnisse, mein Lebensglück und meine Geschicke nicht von Belang ist, wer an der Macht ist. Nicht zu wählen kann heißen: Keine der zur Wahl stehenden Optionen ängstigt mich, an keine binde ich mein Lebensglück. Nicht zu wählen bedeutet, sich nicht den politischen Verhältnissen unterworfen zu fühlen. Ich finde, das ist keine schlechte Situation. Es ist sogar ein erstrebenswerter Zustand. Nicht zu wählen bedeutet, Freiheit von der Politik auszudrücken. Das ist etwas sehr, sehr Kostbares.
Wenn Politiker uns Bürger dann auch noch auffordern, zur Wahl zu gehen, dann kommen sie mir vor wie Sklaven, die den Stiefel lecken, der sie tritt. Politiker sind keine schlechten Menschen. Aber mal ehrlich: Wenn ich sie im Wahlkampf erlebe, verliere ich die Lust, auch nur einen von denen zu wählen.
Wer die westdeutsche Parteienlandschaft gleichsam mit der Muttermilch aufgesogen hat, wer sich dieses – zweifellos erfolgreiche – Land gar nicht anders vorstellen kann, wird jede Infragestellung von Parteiendemokratie und Parlamentarismus als demokratie- und verfassungsfeindliche Gedanken von vornherein verwerfen. Doch mit jeder Wahl beginnen auch die eingefleischten Partei- und Parlamentsgläubigen zu ahnen, dass es nötig ist, Demokratie neu zu denken. Wem das zu viel ist, der möge zumindest das gängige Bild vom Nichtwähler überprüfen.