Die Chefredaktion des Blogs ist immer dann hocherfreut, wenn sich in ihrem Fach bewährte Journalisten mit Gastbeiträgen zu Wort melden, mit jenen Texten, die sie woanders nicht loswerden. Hier im Blog finden die in den großen Redaktionen verkannten Genies ihre Schreibnische.
Heute hat uns Martina Janning ihre Gedanken zu der Deutschen liebster Droge aufgeschrieben. Selbstverständlich bei einem Glaserl Wein ausgedacht. Oder auch zweien.
Schluss mit dem freien Alkoholkonsum: Nordhäuser Doppelkorn, Blauer Würger, Jägermeister Urwaldrettungsbier gibt es bald nur noch in kleinen Mengen im Freiverkauf. Denn bei übermässigem oder falschem Gebrauch können diese Alkoholika schwere Nebenwirkungen haben.
Ein Schluckerl noch nach der Party, bei Stechen im Knie oder vor einem Marathonlauf: Alkoholika werden häufig schon bei leichtem Unwohlsein und vorbeugend eingenommen. Fachleute besorgt das. Sie warnen: Konsumenten unterschätzen oftmals die Gefahren bei zu häufigem Gebrauch und viele gehen davon aus, dass die frei erwerbbaren Alkoholika unschädlich sind. Deshalb drängt die zuständige Behörde, das Bundesinstitut darauf, den Zugang zu freiverkäuflichen Alkoholika zu beschränken. Betroffen sind alle Wirkstoffmengen, egal ob 5 Prozent Alkoholgehalt oder 50. Alkohol soll es nur noch in kleinen Packungen geben, deren Dosis maximal für einen Abend reicht. Dem hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht im Bfarm zugestimmt. Es ist davon auszugehen, dass das Bundesgesundheitsministerium dieser Empfehlung folgt. In Zukunft werden Verbraucher somit nur noch kleine Packungsgrößen Alkoholika frei kaufen können.
Durch das Begrenzen der Packungsgrößen will das Bfarm die Sicherheit für Verbraucher erhöhen. Denn die gebräuchlichsten Alkoholika wie Schnaps, Bier und Wein können die Nieren und Leber schädigen und Blutungen in Magen und Darm verursachen. Zu hoch dosiert sind sogar tödliche Vergiftungen möglich.
Oft überschreiten Konsumenten die tägliche Höchstdosis, ohne es zu merken. Dies kann zum Beispiel durch Kombinationstrinkerei passieren, wenn jemand außer einem Bier auch noch zwei drei Glaserl Wein zusätzlich für's Wohlbefinden trinkt.
Ein Sprecher der Behörde räumt allerdings ein, dass es einfach sei, sich durch Supermarkthopping größere Mengen Alkoholika zu besorgen.
Die Schnapsindustrie lehnt die Kleinpackungen bei Alkoholika ab. Der Bundesverband der Alkoholhersteller sieht "keinen sachlichen" Grund, Großpackungen abzuschaffen. Die Deutschen gingen "sehr verantwortungsvoll" mit Alkohol um, heißt es in einem Verbandspapier.