28. Juni 2012

Verkauf von Alkohol soll eingeschränkt werden

Die Chefredaktion des Blogs ist immer dann hocherfreut, wenn sich in ihrem Fach bewährte Journalisten mit Gastbeiträgen zu Wort melden, mit jenen Texten, die sie woanders nicht loswerden. Hier im Blog finden die in den großen Redaktionen verkannten Genies ihre Schreibnische.

Heute hat uns Martina Janning ihre Gedanken zu der Deutschen liebster Droge aufgeschrieben. Selbstverständlich bei einem Glaserl Wein ausgedacht. Oder auch zweien.

Schluss mit dem freien Alkoholkonsum: Nordhäuser Doppelkorn, Blauer Würger, Jägermeister Urwaldrettungsbier gibt es bald nur noch in kleinen Mengen im Freiverkauf. Denn bei übermässigem oder falschem Gebrauch können diese Alkoholika schwere Nebenwirkungen haben.

Ein Schluckerl noch nach der Party, bei Stechen im Knie oder vor einem Marathonlauf: Alkoholika werden häufig schon bei leichtem Unwohlsein und vorbeugend eingenommen. Fachleute besorgt das. Sie warnen: Konsumenten unterschätzen oftmals die Gefahren bei zu häufigem Gebrauch und viele gehen davon aus, dass die frei erwerbbaren Alkoholika unschädlich sind. Deshalb drängt die zuständige Behörde, das Bundesinstitut darauf, den Zugang zu freiverkäuflichen Alkoholika zu beschränken. Betroffen sind alle Wirkstoffmengen, egal ob 5 Prozent Alkoholgehalt oder 50. Alkohol soll es nur noch in kleinen Packungen geben, deren Dosis maximal für einen Abend reicht. Dem hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht im Bfarm zugestimmt. Es ist davon auszugehen, dass das Bundes­gesund­heits­ministerium dieser Empfehlung folgt. In Zukunft werden Verbraucher somit nur noch kleine Packungsgrößen Alkoholika frei kaufen können.

Durch das Begrenzen der Packungsgrößen will das Bfarm die Sicherheit für Verbraucher erhöhen. Denn die gebräuchlichsten Alkoholika wie Schnaps, Bier und Wein können die Nieren und Leber schädigen und Blutungen in Magen und Darm verursachen. Zu hoch dosiert sind sogar tödliche Vergiftungen möglich.

Oft überschreiten Konsumenten die tägliche Höchstdosis, ohne es zu merken. Dies kann zum Beispiel durch Kombinationstrinkerei passieren, wenn jemand außer einem Bier auch noch zwei drei Glaserl Wein zusätzlich für's Wohlbefinden trinkt.

Ein Sprecher der Behörde räumt allerdings ein, dass es einfach sei, sich durch Supermarkthopping größere Mengen Alkoholika zu besorgen.

Die Schnapsindustrie lehnt die Kleinpackungen bei Alkoholika ab. Der Bundes­verband der Alkoholhersteller sieht "keinen sachlichen" Grund, Groß­packungen abzuschaffen. Die Deutschen gingen "sehr verant­wor­tungs­voll" mit Alkohol um, heißt es in einem Verbandspapier.

27. Juni 2012

alle Stasi, außer Hitler



Seit nunmehr 67 Jahren befleißigen sich die Deutschen der Geschichtsklitterung. Oder gar noch länger. Zählen auch des glorreichen Kaisers verlorene Schlachten zu geklittetem Geschichtswerk? Wir wissen nicht, ob des Kaisers Bart auf die Größe vom Schnäuzerle des Führers beschnitten wurde. Was wir definitiv wissen, ist das, was die staatliche Propagandapostille aus Hamburg herausposaunt hat.

Die NSU-Terroristen hatten schon 1998 einen Supermarkt überfallen, schreiben sie ab und auf.

Es seien zwei Schüsse abgefeuert worden, dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) habe die Tat durch später gefundene Patronenhülsen zugeordnet werden können.

Ja, so steht es wirklich auf den Seiten der geschichstkritischen Kriminalzeitschrift. Supermarkträuber werden rückwirkend zu Terroristen erklärt, da erst später aufgefundene Patronenhülsen den Zusammenhang zum Terrorismus erkennen ließen.

Ja, und warum hat man dann nicht zugegriffen? Später? Als die Patronenhülsen dem Terrorismus zugeordnet waren?

Heilige Einfalt, heileige Vorhaut, möchte man da im Sinne der Monthy Pythons ausrufen. Die Vorhaut ist uns dermaßen heilig, daß man am besten ganz auf sie verzichtet, woraufhin drüber gerichtet und der Rest im Netz gedichtet wird.

Sorgen wir zumindest in diesem Blog, der sich der Geschichte und den Geschichten verpflichtet fühlt, sorgen wir ein für alle mal für Klarstellung. Auch die Christen? Auch die Christen huldigen und verehren die abgeschnittene Vorhaut. Das kommt oft vor.

Sei dies dem geschichtlichen Vergessen entrissen, so sei anderes der historischen Kloake übereignet.

Die geschichtspädagogische Zeitschrift aus Hamburg beschwert sich darüber, daß viele Schüler erschreckend wenig über die deutsche Geschichte wissen.

Damit bin ich bereits beim Thema. Wo kann man schon solche schöne Sätze lesen? Nur da, wo Geschichte zu Geschichten umgedichtet wird. Im Spiegel. Und Focus.

Das Problem mit euch Amis ist nämlich, dass ihr euch einbildet, ihr hättet den Krieg gewonnen, wo doch jeder weiß, dass es die Russen waren. Ohne euch und die Engländer hätten sie vielleicht länger gebraucht, um uns zu besiegen. Aber besiegt hätten sie uns. (S. 293)

Irrtum. Auch im Spiegel. Auch im Focus. Konkret aber in einer der dicksten Geschichtsklitterungen der letzten Jahre.

Für Bernie Gunther sieht es wieder mal nicht gut aus. Aufgefischt bei Guantanamo, als er aus dem vorrevolutionärem Cuba entfleuchen wollte, wird er nach Deutschland expediert, um den Amis etwas unter die Arme zu greifen. Sie interessieren sich für ein paar Kriegsverbrecher, über die Gunther möglicherweise Details weiß, die den Unterschied zwischen Hanfseil oder lebenslänglicher staatlicher Fürsorgepflicht ausmachen.

Außerdem weiß Gunther, der in den 30ern als Kriminaler in Berlin tätig war eine Menge über den Fall Mielke. Noch viel mehr weiß Gunther aber darüber, warum Mielke den Krieg überlebte. Und genau das interessiert die Amis am meisten. Gunther wiederum hat nur noch Interesse daran, Elisabeth zurück zu erobern. Was das wiederum mit Milke zu tun hat? Ich weiß es.

Es ist der dritte Roman mit Bernie Gunther aus der Nachkriegszeit. Eine Schreibklasse Schwäche als die vorangegangenen. Das sich der Autor aber keinen Deut um Geschichte, sondern nur um seine Geschichten schert, sie ihm das verziehen, denn es liest sich allemal noch zehmal spannender als die in edles Leder gebundene Jahresausgabe des Spiegel.

Nur jener Teil, der die Geschehnisse rund um das Heimkehrerlager Friedland beschreibt, jener Teil ist in "Das unsichtbare Visier" spannender und ausführlicher behandelt worden. Nicht desto trotz von Kerr identisch mit der in der DDR geltenden literarischen und filmischen Fassung, einschließlich der in Kriegsverbrechersuche glücklos agierenden Franzosen.

Ganz im gegenteiligen pädagogischen Sinne führender deutsche Magazine rufe ich also aus:

Hitler oder Mielke? Mir doch egal!

Hauptsache spannend erzählt.

Philip Kerr
Mission Walhalla
1. Auflage, Juli 2011
Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
542 Seiten

26. Juni 2012

Teppichluder kommt straffrei davon

Ich lese gerade in einem unbedeutenden Ticker, das Teppichluder komme straffrei aus der Sache raus, da es keinerlei verdacht gäbe. Für was auch immer.

25. Juni 2012

wie doof sie wirklich sind

Wer mal wissen möchte, wie doof sie wirklich sind, der muß nur Überschrift und Einleitung lesen. Da weißt du, wie doof alle Involvierten sind. Die, über die geschrieben wird, und die, die das aufgeschreiben haben.

SPIEGEL-ONLINE 25. Juni 2012, 22:29 Uhr
Abgeschossener Kampfjet vor Syrien

Türkei erwägt Ausrufung des Nato-Bündnisfalls

Vize-Ministerpräsident Arinc: "Wir haben nicht die Absicht gegen irgendjemanden in den Krieg zu ziehen."


Wenn ich gut drauf wäre, würde ich sagen, die sollen den Schnabel halten, Syrien hat denen die Entsorgungskosten für 'ne Schrottmühle erspart.

Wenn ich schlecht drauf wäre, würde ich behaupten, sie wollen nichts sehnlicher als diesen Krieg, trauen sich aber nicht, zumal Rußland sehr deutlich zu verstehen gab, daß noch so'ne Nummer wie mit Libyen diesmal nicht drin ist.

Na schön, auf einen Versuch kann man es ja mal ankommen lassen. NATO-Bündnisfall wegen eines Flugzeuges. In der Kriegsgeschichte gab es nur wenig Gründe, die noch doofer waren. Und ebenfalls nur wenige, die dreister daher kamen.

Summer in the city

Ich will ja nicht meckern, aber das Thermometer schwankt immer noch, ob es die magische Grenze von 14 Grad überschreiten soll.

Und der Spiegel erst.

SPIEGEL-ONLINE24. Juni 2012, 19:43 Uhr
Neue Prognose

Meeresspiegel legt trotz Klimaschutz stark zu


Meine Herren, das geht nicht gut aus. Das mit dem Spiegel. Also, dem Wasserspiegel.

verlockende Orte

Ich habe noch ein gutes Stück Weg vor mir, ehe ich mich durch den Berg digitaler Fotos gearbeitet habe. An Tagen wie diesen, da merkt man, daß man einen Volltreffer nach dem anderen gelandet hat. Es ist selten, ja, aber man merkt es. Was man in dem Augenblick, wo man es merkt, nicht merkt? Daß es eine scheiß elende Arbeit ist, die ganzen Panoramen zusammenzustöpseln. Das Ergebnis rechtfertigt den jetzigen Aufwand und damaligen Schweiß.

In der Reihenfolge:

Montana Guajara
Caldera (südwestl. Teil)
Pico del Teide

24. Juni 2012

verrottende Orte IX



Platz ist im kleinsten Raum, sofern es meiner ist. In der Fotoausstellung "Verrottende Orte" widmet sich der Großmeister (Spiegel) begeister Urlaubsfotografie jenen Räumen, wo selbst die Großmeister der streetview-Fotografie alle 6 Augen zudrücken.

60 Jahre EinBILDung

Ich war eh gerade auf dem Weg zum Mülltrennungsstandplatz, da habe ich das für mich vorgesehene Exemplar der Springerschen Volksverblödungspostille gleich in jenen Behälter befördert, der von der städtischen Müllabfuhr dafür zur Verfügung gestellt wird.

Severin Weiland, Schrifstellerin für eine andere Verblödungsmaschine, qualitativ und inhaltlich allerdings gleichwertig mit dem Marktführer des Boulevards, Frau Weiland möchte uns des Sonntags mit der folgenden Rührstory einlullen.

SPIEGEL-ONLINE 24. Juni 2012, 19:22 Uhr
Euro-Krise

Alle Hoffnungen ruhen auf dem Plan der Vier


Wer "Alle" ist, das verrät sie uns nicht, worin der Plan der Viererbande besteht, das bleibt auch im Dunkeln. Nur eines ist klar. Wie man sich rettet, so lügt man.

Gute Nacht.

23. Juni 2012

das Rätsel am Wochenende

Das Hamburger Rätselmagazin hat uns wieder mal eine knifflige Aufgabe für das Wochenende hinterlassen, das ihnen die staatliche Rateagentur hut/dpa überlassen hat.

SPIEGEL-ONLINE 23. Juni 2012, 15:54 Uhr
Sitz des Bundespräsidenten

Mann wirft Böller vor Schloss Bellevue

Die Bundespolizei hat vor dem Schloss Bellevue einen 33-Jährigen festgenommen.

Der Mann wollte wohl auf "diverse ihn beschäftigende Themen" aufmerksam machen, so die Polizei.


Nun, die wir nach Aufklärung dürsten, müssen den Leistungserbringern einige Fragen stellen, die wir uns auch nicht beantworten können.

1. Was sind das für diverse ihn beschäftigende Themen, auf die der Bundespräsident aufmerksam gemacht werden muß?

Das ist die brennendste, uns alle interessierende Frage, weil uns das eventuell wertvolle Lebenszeit spart, die wir statt zur Aufmerksam­keits­erregung des Bundespräsidenten für uns selber aufwenden können. Ich habe ja so eine Liste von Themen, die abgearbeitet werden müßte. Wenn ich wüßte, was der Herr heute alles kund tat und sich dies mit meinem Themenspektrum dekct, kann ich mir ersparen, nach berlin reinzufahren.

2. Wieso hat die Polizei dem hut/dpa diese diversen Themen verschwiegen, bzw. möglicherweise hat sie das das gar nicht, doch der wiederum hat sie dem Spiegel unterchlagen.

3. Wieso bringt der Spiegel eine Meldung, in der nichts drin steht, deren Gehalt identisch gleich Null ist?

Die Antwort ist ja wohl leicht, da kommt ihr von ganz alleine drauf.

4. Und wieso, das ist jetzt rein hypothetisch, wiso hätte uns der Spiegel exakt genauso gebracht, wenn er Kenntnis von den diversen interessierenden Themen hätte?

Fragen über Fragen, mit denen wir die Zeit bis Montag überbrücken müssen.

Doch nun die alles entscheidende Frage. Was sind das für Themen, wegen derer ein Mann festgenommen wird?

22. Juni 2012

Andreas Frege zum 50. - Herzlichen Glückwunsch



Foto by Die Anmerkung 2002

siehe auch

21. Juni 2012

getrübtes Erinnerungsvermögen

Noch so eine Sache, die im Nachgang meistens relativiert werden muß. Es ist selten, daß ich schon beim Fotografieren merke, daß die Gesamtsituation top ist. Eher umgekehrt. Es stimmt fast nie, so daß man auf das Fotografieren auch gleich verzichten könnte, weil eh nur Schrott rauskommt.

So deuchte meinem Gedächtnis, daß ich wichtige Touren bei aktivem Calima machte, die Bilder somit unbrauchbar würden. Im Prinzip stimmt das auch. Calima stellt sich dann auf dem Bild so dar.



Vier Tage später war der Himmel immer noch grau in grau und saharagelb. Die Calimagrenze hatte sich allerdings auf 3000 Meter angehoben. Da drunter sah es eigentlich ganz gut aus. So hatte ich es im Gedächtnis, um mich dieser Tage eines besseren belehren zu lassen. Zuweilen sah es sogar sehr gut aus.



Um nicht mißverstanden zu werden. Das Fotowetter war wirklich scheiße. Ärgerlich. Der rechte Bildrand oben, das ist Nordosten. Dann stellen wir uns da mal hin und schauen Richtung Südwesten. 30 Minuten vorher sah das so aus.



Doch schlußendlich sollte ich Recht behalten. Am nächsten Tag, gute 500 Meter höher an fast der gleichen Stelle, sah die Fotowelt sehr betrüblich aus. Ab ca. 3000 Meter waberte dicker Nebel in der Luft, der mich schon beim Fotografieren fluchen ließ, da ich ahnte, daß dieses Phänomen so auch auf den Bildern zu sehen ist. Kurz oberhalb der Spitze des Nattern­kopfes verdrücken sich gerade die letzten Reste des Calima in aller Herren Winde.



In betrügerischer, also trügerischer, Absicht, ließe sich immerhin noch das folgende Bild draus extrahieren, auch wenn das gut gelogen, da betrogen, ist, denn das, was ich gesehen habe, und was mir im Gedächtnis haften blieb, waren die miesen Fotobedingungen, als es zum Montana Sombrero rauf ging.

verrottende Orte VIII

Wir lustwandeln weiter in der einzigartigen Fotoausstellung, die sich der Verrottung der Orte widmet.



Was an dem Foto so besonders? Richtig. Die Unschärfe. Anhand des Bildes lassen sich einige Dinge sehr schön erklären. Äh, ob sehr schön, das weiß ich jetzt gar nicht, erklären aber schon.

Das Bild wurde manuell aus der Hand bei einer Blende von 1.4 und ISO 100 fotografiert. Die Verschlußzeit hat der Fotoapparat ausgerechnet und dann selbst realisiert.

Das ist das Problem. Die große Blendenöffnung ermöglicht extreme Effekte in der Freistellung von Fotomotiven. Erst recht, wenn genügend Licht vorhanden ist. Das ist eines der ganz wenigen Bilder, wo es mir überhaupt gelang, mit der kleinen Blendenzahl zu arbeiten, da es an dem Tag und Ort sehr stark bewölkt war, somit dunkel genug, daß Verschlußzeiten von max 1/4000 sec. möglich waren. Genau das ist nämlich das Problem, wenn man in die Sonne fährt und Sonne satt hat. Freistellen ist dann fast unmöglich, da möglicherweise Verschlußzeiten von 1/8000 oder noch kürzer nötig wären.

Davon abgesehen, gilt auch für Objektive mit sehr großen Blendenöffnungen die Regel, Sonne lacht, Blende 8. Oder jene Blende, die das schärfste bzw. harmonischste Bild liefert. Das sollte schon irgendwas in dieser Region sein.

Der Umkehrschluß ist auch nicht beruhigend. Habe ich wenig Licht, kann ich ja auf die große Blende zurückgreifen und locker belichten, wenn sich andere längst die Karten gelegt haben. Jein. Auch wenn ich propere Belichtungswerte erhalte und das Foto korrekt belichtet wurde, so handele ich mir in jedem Falle eine sehr geringe Tiefenschärfe ein, die ich so in der Situation möglicherweise gar nicht will und nur wegen der lichtschwachen Situation in Kauf nehme.

So habe also auch ich in 90% aller Fälle die goldene Regel beherzigt und bei Blende 8 bis 10 fotografiert. Meistens. Fast immer.

Teil VII der verrotteten Orte und von dort aus weiter zu den Vorgängern

Doktortitel aberkannt

Ich hab doch meinen Doktor in Vetternwirtschaft gemacht. Der wurde mir jetzt mit fadenscheidigen Gründen aberkannt. Die behaupten doch glattweg, in der Vetternwirtschaft gehe vieles nicht mit rechten Dingen zu.

20. Juni 2012

alte Männer wie diese

Ich las an einem Tag wie diesem, die alten Männer der Toten Hosen haben es noch einmal geschafft (BILD). Angeblich hätten sie einen EM-Song kreiert, eine Fußball-Hymne, die gar keine ist, die die offiziellen aussticht, weil ...

Um die alten Herren der Toten Hosen mag es in diesem post nicht gehen. Um einen. Einen, der genauso alt ist. Einen, auf den man zurück greifen kann, wenn die Zeit der Toten Hosen und des Fußballs abgelaufen ist.

Denn dann kommt die große Stunde jener, die die Last der Kindheit bis ins hohe Alter mit sich rumschleppen, dann kommt die Stunde jener, die früher gezwungen wurden, ihre karg bemessene Freizeit mit Lesen zu verbringen.

Dann kann man wundersame Sätze lesen. Sätze wie diesen.

Ein Künstler, der vorgibt, missverstanden zu sein, ist fast immer ein schlechter Künstler, der sehr wohl verstanden worden ist. (S. 50)

Der Satz stammt von Günter Frauenlob. So steht's jedenfalls im Einband. Frauenlob hat Jo Nesbo mit "Headhunter" ins Deutsche übertragen und mich in gewisser Hinsicht mit Nesbo versöhnt. Sind die Krimis mit Harry Hole literarischer Schrott, so ist der hier zu besprechende eine Ausnahme­erschei­nung auf dem Grabbeltisch der Edelthriller. So viele liegen da nicht rum.

Im Gegensatz zu den Schreibübungen mit Hole, hat Nesbo diesen Roman stringent am Plot entlang geschrieben. Null Redundanz, ein paar schöne Ideen, eine schöne Frau, so hoffe ich, und ein schönes Ende. In etwa um den Faktor 10 besser als seine anderen Werke.

Wer um die 50 Seiten pro Stunde schafft, der bekommt mit diesem Buch das Äquivalent für ungefähr drei Fußballspiele. Ein mehr als faires Angebot. Und spannend auch noch. An Tagen wie diesen darf auch gelesen werden.

Jo Nesbo
Headhunter
1. Auflage
Ullstein Taschenbuchverlag Berlin, 2010
302 Seiten

19. Juni 2012

die stinkenden Reichen

SPIEGEL-ONLINE 19. Juni 2012, 18:19 Uhr
Reichenstudie

Deutschland wird zur Hochburg der Millionäre


Stinkende Reiche, wie der Engländer sagt.

die schöne Julia macht jetzt Gefängnissport

Lange haben die Experten der Charité gerätselt, wie sie der inhaftierten Verbrecherin Julia Timoschenko das Kranksein erleichtern können. Nun hat BILD das streng geheime Rezept der Charité-Ärzte öffentlich gemacht und das Rätsel gelöst.

Rücken-Spezialist: „Es muss nicht immer operiert werden“

Die Sprechstundenhilfe des Chefarztes ergänzt:

Gina Farscape • vor 1 Stunde

Da hilft nur richtiges Rückentraining - mindestens 2 Stunden die Woche Muskelaufbau am Rücken. Dann werden auch keine Spritzen und ähnliches benötigt. Das ist anstrengend und nervt - aber seither habe ich keine Probleme mehr.

18. Juni 2012

Maxl Pawlow und die Fußball-EM

Maxl ist dem Stammleser des Blogs gemeinhin bekannt. Australodeutscher Fremdenfeind und Genußmensch*.

Maxl interessiert sich nicht die Bohne für Fußball. Insofern kann aus dieser Ecke kein vernünftiges Wortgut kommen.

Beschäftigen wir uns also mit einem anderem Problem, da er wieder mal jene wochenlange Mauser hat, die ihm sein Seitenleitwerk beschädigt, somit seine Flugfähigkeit einschränkt, auf daß er regelmäßig auf Max, der Bruchpilot macht.

Heute habe ich ihn ein klein wenig geärgert. Er ergriff die Flucht, stürzte auf halben Wege ab, verzog sich unter einen Stuhl in eine dunkle Ecke und schaute sich das ganze Dilemma erst mal in aller Ruhe an. Nach einigen Minuten griff ich ihn. Er ließ sich wiederstandslos auf sein Bäumchen hieven und war heilfroh, wieder auf seinem Grundstück zu sein.

Darum geht es heute jedoch gar icht nicht, sondern um Maxl Pawlow.

Wenn man, so wie ich, einige Wochen nicht vorbeischaut, dann könnte man denken, er habe einen vergessen, nun müsse man die Beziehung neu aufbauen und um Vertrauen heischen.

Das ist definitiv nicht so. Die im vorigen Jahr in einem renomierten Tierforschungsblog veröffentlichten Ergebnisse hobbymäßig betriebener ornithologischer Grundlagenforschung können durch weitere sensationelle Forschungsergebnisse untermauert werden.

Wenn man Maxl nach wochenlanger Abwesenheit wieder mal besucht, dann geht das so ab. Ich schließe auf. Das Geräusch kennt er, weiß also, daß kurz darauf jemand sein Reich betritt. Zur Bekräftigung der zu erwartenden Ereignisse wird mein Erscheinen zusätzlich mündlich avisiert.

Maxl, du kriegst Besuhuuuch.

Kleiner Einspieler. Ich glaube nicht, daß dieser Spruch irgendeine Bedeutung hat. Wobei... Das müßte wissenschaftlich ausgetestet werden... Dreimal täglich diesen Spruch, beobachten, was Maxl macht, Reaktion notieren und Monate später zusammenfassend auswerten.

Weiter im Text. Maxl hört das Schließgeräusch und die mündliche Ankündigung meines Aufschlagens. Dann stecke ich den Kopf um die Ecke. Nun passiert's. Es kömmt drauf an, wo er sich befindet. Sofern er sich nicht im Probenraum mit seinem Glöckchen verkrochen hat, wird Blickkontakt aufgenommen, eine Kurzgymnastik absolviert, der Frack herausgeputzt und hüpf hüpf, schnell auf den Platz neben sein Glöckchen, weil...

Genau, weil der Musiklehrer oder Karatelehrer da ist und alsbald die nächste Stunde auf dem Übungsplan steht.

Sollte ich die Frechheit haben, Maxl zu negieren und mich in den erstbesten Sessel fallen zu lassen, so reagiert er genauso, negiert mich und wurschtelt sich weiter durch sein Tagwerk. Es sei denn, ich habe spannende Urlaubsgeschichten mitgebracht. Dann setzt er sich still hin und lauscht andachtsvoll den unglaublichen Märchen, die das aus seiner Sicht sind.

Lüfte ich etwas später meinen Arsch und gehe einen Schritt auf ihn zu, ach was, ein halber reicht, in diesem Falle dann das gleich Spiel wie oben beschrieben. Hauptsache er ist als erster an seinem Glöckchen, der Rest ist Spielerei.

Wie gesagt, Maxl interessiert sich nicht für die Fußball-EM. Ich kann somit nicht mitteilen, wen er sich als Europameister ausgekeckert hat. Wenn ihm das so egal ist, dann sollte es uns auch an unserer eigenen Bürzeldrüse vorbeigehen.
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* Zur Zeit ist ja wieder üppig Gras vorhanden. Auch wenn Maxl inzwischen den Golliwoog schätzen gelernt hat und geschmacklich bevorzugt, funktioniert das von der Evolution einprogrammierte Verhalten immer noch einwandfrei. Gras auf dem Käfig animiert ihn dazu, es Stengel für Stengel nach Samen abzunagen. Auch aus der Hand füttern ist ab und zu möglich, je nach seiner Tageslaune.

17. Juni 2012

Geiz ist doch geil

Ein Schnaps. Für jedes Tor. Jedes deutsche. Besonders patriotisch und freigiebig ist der Wirt wohl nicht, der dies auf seiner Schiefertafel verkündet.

Geiz ist eben doch geil. Bei den Schnapspreisen.

16. Juni 2012

Zwanziger entschuldigt sich für Bildmanipulationen

Bildmanipulationen haben erneut eine Debatte über die Medienmacht entfacht: Die Fans fragen sich, was überhaupt noch echt ist. Auch Theo Zwanziger kritisiert inzwischen die Manipulationen.

"Hoppla", dachte sich Theo Zwanziger, "die Hools sind aber stramm drauf." Langweilige Spiele in den Stadien, dafür Hooligans, die Innenstädte und Fanmeilen verwüsten. Das war 2006. In Deutschland.

So wie dem ehemaligen DFB-Präsidenten erging es vielen unter der Woche in Erinnerung an frühere Fußballturniere. Daß sich Straßenschachten und Krawalle während der Fußball-WM in Deutschland zutrugen, das erfuhren die meisten Zuschauer erst Wochen später. Seither fragen sich nicht nur die Fans, was überhaupt noch echt ist bei Titelkämpfen und wie groß die Medienmacht der internationalen Verbände ausfällt.

Für Zwanziger, Mitglied der Exekutive des europäischen Verbandes Uefa, sind Manipulationen inzwischen ein Unding. "Ich finde es nicht in Ordnung, die Wahrheit zu verschweigen und dem Zuschauer eine heile Fußballwelt vorzugaukeln", sagte er "Welt Online". Der Fernsehzuschauer ziehe daraus die falschen Schlüsse.

Was seinerzeit noch als peinlich durchging, erzürnt inzwischen Fans wie Fachleute gleichermaßen. Auch andere Fälle beweisen, dass es längst eine Zensur seitens des veranstaltenden Verbandes gibt. So entsteht der Eindruck, dass lästige Begleiterscheinungen zensiert und nicht gezeigt werden, Lustiges hingegen sogar nachträglich Eingang in die Berichterstattung findet.

Sender wie die ARD und ZDF haben darauf keinen Einfluss, sondern können nur mit eigenen Kameras eingefangenes Material beisteuern, behaupten sie. Da sie damals keine eigenen Kameras in Nähe der Krawalle und Straßenschlachten hatten, konnte auch kein sendefähiges Material beigesteuert werden. Der Einkauf bei der BBC, die sehr wohl Bildmaterial anbot, wäre zu teuer geworden und von den Verblödungsgebühren nicht gedeckt gewesen.

Nach den neuerlichen Zensurbemühungen haben die beiden öffentlich-rechtlichen Sender trotzdem Beschwerde eingelegt – in der Hoffnung, daß niemand merkt, wie blöd sie sind und selbstverständlich bislang ohne Erfolg.

Bei der Uefa selbst mag man die ganze Aufregung dagegen nicht nachvollziehen. In einem "Welt Online" vorliegenden Statement des Verbandes heißt es, dass die BBC allen Sendern Aufnahmen der Hooligan-Krawalle angeboten hatte und TV-Kommentatoren jederzeit die Möglichkeit hätten, Ereignisse abseits des Spielfeldes zu erwähnen. Dafür gebe es keine redaktionellen Richtlinien. Das mögen sich ARD und ZDF in Erinnerung rufen.

verrottende Orte VII

Da wo die Großmeister der streetview-Fotografie die Augen zudrücken, da hält Die Anmerkung drauf.

Heute ein besonderes Hochlicht in der gerühmten Fotoausstellung "Verrottende Orte". Ein Raum unweit der Strandpromenade, der hinter dem Verkehrszeichen kollabiert (Spiegel).



Der Raum für jene ohne Geld, der sich überlagert und ineinanderschiebt (Spiegel). Das Grundstück für das keine Geld. Der Rettungsschirm für Schirmlose.



Teil VI der verrottenden Orte