5. August 2015
nobler Kapitalismus
Es gibt noch positive Nachrichten aus der verrottenden kapitalistischen Gesellschaft, denn es ist nicht alles schlecht.
Eine durch mehrfache Aufenthalte im Calima arg gebeutelte Kamera war dermaßen vereuft, daß eine gründliche Reinigung erforderlich war. Mit allem drum und dran hätte das im günstigsten Fall an die 150 Ocken gekostet, aber weil die Kamera gerade noch so in den 2 Jahren wir schaun mal, was wir tun können, drin ist, war nur der Obolus an den ÖPNV fällig. Sensorreinigung, die in der Mascaschlucht verlorene Anzeige für die Betriebsmodi ersetzen, Okular und Mattscheibe blitzeblank putzen, so daß man wieder was sieht. Und alles für lau. Nur die der-Lack-ist-ab-Stellen, die sind geblieben, da müßte das Gehäuse getauscht werden. Das wollen sie aber sicher nicht bezahlen, oder doch? Nö, wollte ich nicht.
Oben das erste Testbild beim Niedergang der Sonne.
Blende 14, Belichtungskorrektur +1/3, 1/40 sec., 50.0 mm, ISO 1000
Blende 14, damit der Sensordreck sich nicht von dem auf den ungeputzten Fensterscheiben unterscheidet.
3. Juni 2014
der Himmel über dem Teide
Wird ein post wie dieser betitelt, dann verkauft der sich wie geschnitten Brot, was der Bildredaktion des Blogs im Vergleich zur politischen beim Chefredakteur Wohlwollen einbringt, so daß auf das Politische zugunsten himmlischer Ansichten verzichtet wird.
Einer der Gründe, nochmal auf große Touren zu gehen, war die Mitführung eines zirkularen Polfilters, das in einigen Fällen guter Durchmischung von blauen Himmel und weißen Wolken ansprechendere Bilder erzeugen kann, wenn es gekonnt eingesetzt wird. Die Anmerkung belegte dies bereits 2010 mit einer ausgiebigen Besprechung nebst Beispielbildern.
Das Teil befand sich auf allen Touren mit im Rucksack, kam aber erst in der letzten Woche zum Einsatz, da nur in dieser die entsprechenden Zeichnungen im Himmelsrund vorhanden waren.
Erste Woche wolkenfrei mit Calima bzw. strahlend blauer Himmel. An den Los Roques mit Teide lohnte der Einsatz also nicht. Nur blauer Himmel wird fast schwarz, wenn er durchs Polfilter betrachtet wird.
Zweite Woche durchgehend grauer Himmel. Somit auch keine Gelegenheit, die Drehscheibe vor die Linse zu schrauben.
Blieb nur noch die Tour gen Fortaleza in der letzten Woche. Da waren genau jene Bedingungen gegeben, die den ausgiebigen Einsatz für das Einfangen polarisierten Lichts ermöglichten.
Beide Bilder aus der Schnellansicht als Screenshot angefertigt und Gradation verändert, also etwas Knack reingefälscht. Oben steht der Polfilter auf normale Lichtsituation. Unten wurde die größtmögliche Knackigkeit in den Wolken eingestellt und diese Lichtsituation aufgenommen. Will heißen, mit dem Polfilter werden prinzipiell Lichtmenge, -richtung und Spektrum bereits vor der Belichtung verändert. Etliche Wirkungen des Polfilters bekommt man in Software nur schwer bis gar nicht und dann meistens nur mit erheblich Aufwand oder Qualitätsverlust zustande. In beiden Fällen ISO 100 und Blende 8 auf einem 28-300 von Tamron, bei ungefähren 30 bis 35 mm Brennweite.
Links vom Teide, der sandsteinfarbene Huckel, das ist der Montana Blanca mit seinen 2748 Metern lichte Höhe.
10. Juli 2012
Teidesucht: Fotografieren bis zum Zusammenbruch
Wir haben die Belichtung in deinem Video verbessert. Gefällt dir die neue Version?
Nein, gefällt mir überhaupt nicht. Wird wieder rückgängig gemacht. War doch Calima, da ist das dann so.
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Eine dem Autoren dieses posts bekannte, allerdings anonym bleiben wollende Persönlichkeit am 16. und 18.05.2012 an verschiedenen Orten zu verschiedenen Personen. Für diesen post exklusiv in die folgende Aussage komprimiert.
Ich glaube, ich bin teidesüchtig. Ich kann mich an dem Berg gar nicht genug satt sehen. Wenn ich wieder zu Hause bin, gründe ich mit mir die Selbsthilfegruppe "Anonyme Teidesüchtige".
ZEIT ONLINE: Wieso fotografieren sie den Teide schon so lange?
Anonym: Weil das süchtig macht.
ZEIT ONLINE: Sie meinen, Sie sind süchtig?
Anonym: Das würde ich doch niemals zugeben! Ich würde immer sagen, dass die Welt meine Fotos braucht.
Das Schicksal dieser bedauernswerten Person war für die Tourismus- und Suchtredaktion des Blogs Anlaß, eine warnenden Artikel anfertigen zu lassen, der die traurigen Konsequenzen der Teidesucht aufzeigt. Hier also Teil 2 des großen Drogenreports.
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SPINNER-ONLINE 09. Juli 2012, 09:12 Uhr
Teidesucht
Fotografieren bis zum Zusammenbruch
Von Die Anmerkung
Fast 200.000 Menschen sind teidesüchtig. Der Teide besitzt das größte Suchtpotential, trotzdem wird er vom spanischen Staat nur mäßig bis gar nicht reguliert. Der Grund: Es geht um Milliarden von Euro.
Dennis K.s Karriere als Teidesüchtiger begann in einem Imbiss in der Nähe von Los Christianos. Zwischen Pommes und Bierkrügen sah der 17-Jährige den Teide, auf dem noch Schnee lag. Dennis drückte auf einen Knopf seines Fotoapparates und hatte ein Foto vom Teide mit Schnee auf der Speicherkarte. Er war angefixt und begann regelmäßig zu fotografieren. "Für diese Momente habe ich alles vergessen, was um mich herum war", erzählt er in einem YouTube-Video, mit dem er andere über seine jahrelange Teidesucht aufklären will.
Dennis ist einer von derzeit 193.417 Abhängigen. Zählt man auch jene hinzu, die mindestens einmal im Laufe ihres Lebens den Teide gesehen haben, sind es 531.689 Menschen, wie eine Studie von Suchtforschern an der Universität Lübeck ergab.
Der Teide löst Glücksgefühle aus
Der Teide ist für viele die Einstiegs- und auch meist die Enddroge. Er ist die gefährlichste Variante. Die Hemmschwelle ist niedrig. Schon mit 25 Euro ist man oben am Gipfel dabei. Teidesüchtige unterliegen der Illusion, die Sucht kontrollieren zu können. Gefällt ihnen die Aussicht von da oben, machen sie weiter, weil sie an eine fotografische Glückssträhne glauben und ihre Hormone sie pushen. Gefällt es ihnen nicht, machen sie auch weiter - um die verloren Bilder später zu holen, wenn schöneres Wetter ist.
Bekannt ist, dass der Botenstoff Dopamin eine zentrale Rolle einnimmt, wenn Süchte entstehen - auch bei der Teidesucht. Das auch als Glückshormon bezeichnete Dopamin aus dem Zwischenhirn wird etwa bei erfolgreicher Besteigung des Teides vermehrt ausgeschüttet und regt das Belohnungssystem an. "Im Laufe der Zeit reicht allein die Erwartung des Gewinns aus, um es zu aktivieren", sagt Klaus Wölfling, Psychologe an der Spielsuchtambulanz Mainz.
Das Gefühl ist so gut, dass man es wieder und wieder erleben möchte. Gleichzeitig brennen sich dem Gehirn die Begleitreize ein: Das Klingeln der Seilbahn, der schweinegesunde Geruch in über 3500 Meter Höhe, das grelle Licht - das alles kann plötzlich Glücksgefühle auslösen, weil der Körper in dieser Umgebung zuvor eine angenehme Erfahrung gemacht hat.
Zudem führen neuronale Veränderungen dazu, dass die Ausschüttung von Dopamin bei anderen Aktivitäten nicht mehr ausreicht - irgendwann macht nur noch Teideglotzen glücklich. Das Belohnungssystem der Süchtigen stumpft ab, so Wölfling.
Vor allem Jugendliche sind gefährdet. Ältere aber auch. Eine Untersuchung in Rheinland-Pfalz ergab ein klares Versagen des Älterenschutzes. Noch viel weniger Kontrolle und Älterenschutz besteht bei Online-Teide-Gucken. Theo Baumgärtner, Leiter des Büros für Suchtprävention in Hamburg, führte 2009 eine Befragung unter Urlaubern durch. Das erschütternde Ergebnis: Jeder zehnte war bereits im Teide Nationalpark und hat dafür Geld ausegeben.
Männer mit riskanten Verhaltensweisen
"Prinzipiell kann es jeden treffen", sagt Tobias Hayer, Suchtforscher an der Universität Bremen. Bestimmte Personengruppen sind jedoch besonders gefährdet, wie Wissenschaftler um den Suchtforscher Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck im Rahmen der Page-Studie (Projekt Pathologische Teidesucht) bei der Untersuchung von 15.000 Menschen herausgefunden haben:
90 Prozent sind Männer
Ob Begleiterkrankungen und -süchte dabei Ursache oder Folge der Teidesucht sind, ist unklar. Dass neun von zehn Süchtigen männlich sind, erklärt Hayer damit, dass Männer generell eher zu riskanten Verhaltensweisen neigten. "Frauen haben eine höhere Hemmschwelle, auf einem hohen Berg rumzukraxeln", so der Suchtforscher.
Hohe Abbrecherquote in der Therapie
Die Tourismusindustrie verdient mit der Teidesucht Milliarden. Mehr als die Hälfte der Einnahmen kommen durch Süchtige, schätzt Wirtschaftswissenschaftler Ingo Fiedler. Jobst Böning wirft der Tourismusbranche daher vor, "ein Geschäft mit Kranken" zu betreiben.
Das Therapieangebot in Deutschland ist allerdings gut aufgestellt: "Mittlerweile haben wir in Deutschland eine erste Selbsthilfegruppe für Teideüschtige mit amateurhaften Hilfemöglichkeiten", so Hayer. Die Anonymen Teidesüchtigen erhalten auch staatliche Hilfe.
Zuvor waren Teidesüchtige lange wie Alkohol- und Drogensüchtige betreut worden. Doch es gibt Besonderheiten: "Teidesucht ist ein Männerproblem, und es ist oft noch eine Migrationsproblematik vorhanden - das muss man bei der Ansprache der Betroffenen berücksichtigen", sagt Martina Schu, die die Suchtberatung in Hessen ausgewertet hat.
Anhang - woran man die Teidesucht erkennt
KRANKHAFTE TEIDESUCHT
Das Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen (DSM-IV) definiert die pathologische Teidesucht als andauerndes und wiederkehrendes, fehlangepasstes Verhalten im Urlaub, was sich in mindestens fünf der folgenden Merkmale ausdrückt (treffen nur drei bis vier Merkmale zu, handelt es sich um problematisches Urlaubsverhalten):
1. Starke Eingenommenheit vom Teide (z.B. starke gedankliche Beschäftigung mit Geldbeschaffung)
2. Steigerung der Einsätze, um gewünschte Erregung zu erreichen
3. Wiederholte erfolglose Versuche, den Teide zu besteigen, ihn kontrolliert zu begehen oder es sein zu lassen
4. Unruhe und Gereiztheit beim Versuch, den Teide wenigstens mal teilweise zu erklimmen
5. sich mit dem Teide beschäftigen, um Problemen oder negativen Stimmungen zu entkommen
6. Wiederaufnahme der erfolgloser Teidebesteigung im nächsten Urlaub
7. Lügen gegenüber Dritten, um das Ausmaß der Teideproblematik zu vertuschen
8. Illegale Handlungen, um auf den Teide raufzukommen
9. Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, von Arbeitsplatz und Zukunftschancen
10. Hoffnung auf Bereitstellung von mehr Urlaubsgeld durch die Firma oder Dritte
10. August 2018
Teneriffa: Lümmelecke im Parador
Ich hatte ja berichtet, daß mein Zieleinlauf auf Höhe 2.152 Meter stattfand. Das Zielfoto gab es vor Tagen im Blog. Den Bericht ein wenig früher. Das Schild mit der Höhenangabe hängt rechts um die Ecke, wo sich die beiden Leutchen unterhalten.
So ungefähr eventuell gegen 13 Uhr Ortszeit im Sommer ist es auch auf der Terasse des Parador nicht mehr angenehm, denn auch auf dieser Höhe brütet der Planet einfach nur Wärme aus, wenn keine Wolken ihn daran hindern. Ergo verzog ich mich in den Innenraum und kuckte eine und eine dreiviertel Stunde Teide, was allemal den Spannungsgehalt und die Länge eines Tatortes übertrifft.
Was fasziniert daran so? Nun, man muß erkennen können sollen, ob die Gondeln der Seilbahn in Betrieb sind und hoch und runter gondeln. Waren sie an dem Tag, wie im Foto zu sehen ist.
Zoomt man etwas weiter ran, dann ist nur noch der Gipfel zu sehen.
Da ich von der Last der Freiheit in den Sessel, der dort steht, gedrückt wurde, sind die Aufnahmen mit dem Sensor einer Billigfilme aufgenommen worden. Die Kamera hat einen Fotoknopf, dann wird statt Film nur ein Frame belichtet. Die miese Qualität ist mir völlig wurscht, weil ich ja, wie gesagt, Teide kucken wollte. Nicht filmen, nicht fotografieren.
Auf dem letzten Foto kann man sogar erkennen, daß gerade ein Gipfelfoto angefertigt wird. Die schwarzen Punkte auf der rechten Drittellinie am Kraterrand. Der Zoomfaktor ist wohl 32, also optischer Blödsinn.
Nicht zu erkennen ist anhand der Bilder der hauchzarte Calima im Gewande eines Hurennegligés. Sagte ich ja.
Knochenklare Luft geht sicher anders, aber das Nano Gelb auf den Fotos sieht man nach der Bildbearbeitung nicht mehr. Ich kenne mich mit sowas aus.
6. August 2014
der Himmel über dem Teide
27. Mai 2011
Monsterflug mit deutschem Flieger-As
Der Flug ging 20 Minuten später los. Da könnt ihr euch sicherlich denken, was einem alles so durch den Kopf geht. Der mögliche Blindflug durch Asche vernebelte das Hirn und die spanischen Gurken, die ich gestern im Magen bunkerte, sorgten für das vegetative Begleitkollern.
Als der Pilot höchstselbst zum Mikrofon griff und sein Lügenmärchen von Abflugsslots erzählte, in die er sich einreihen müsse, aber sein Kopilot eh den Flug durchführen werde, da wollte ich schon wieder aussteigen und dort bleiben. Das glaubte ich ihm nicht, zumal besagter Kopilot statt wie angekündigt straff gen Norden und 300 km westwärts der marokkanischen Küstenlinie entlang stur gen Osten via Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote auf Marokko zusteuerte. Für's Aussteigen war es nun zu spät. wir flogen auch gleich weiter, denn es gab nichts zu sehen. Außer wolkenverhangene Inseln.
Doch sei es, wie es war. Das Flugzeug bretterte in einer affenartigen Geschwindigkeit gen Crew-Feierabend, als ob der Pilot sein Können auf hunderten Feindflügen in bedrohliche Aschewolken und mit lebensgefährlicher EHEC-Fracht an Bord erlernt hat. Naja, der Name Condor ist ja Legion, was den deutsch-spanischen Flugverkehr betrifft. Pünktlich auf die Sekunde setzte der Flieger auf.
Nur einmal wurde ich zwischendurch geweckt, damit ich mich festbinden kann. Die Stewardess behauptete, wir hätten fürchterliche Turbulenzen. Ich habe nur jene verspürt, die von den EHEC-Gurken verursacht wurden, ansonsten genüßlich einen weggegrunzt, kann demzufolge auch keinen Augenzeugenbericht geben, ob die Welt nun untergeht.
Fasse ich den Monsterflug mal so zusammen. Da hätten sie auch mich neben dem Autopiloten schlafen lassen können, statt hinten in der letzten Reihe. Der Flug wäre nicht anders verlaufen.
12. Mai 2014
brütende Hitze
Dafür hat der Ausflug teilweise sogar mächtig Spaß gemacht. Der Wander hatte sich vorgestern Abend einen großen Hautfetzen aus dem großen Zeh gestoßen, da er beim Entern das Atlantik einen Felsbrocken Pieke nahm. Die Stelle ist dem Badefreund als solche bekannt, an der das passieren kann, nur verhinderte der Starkwind die Sichtkontrolle in der 30 cm tiefen aufgewühlten Brühe.
Ergo blieb nur verpflastern und Turnschuhe statt Wanderstiefel anschnüren. Da mußten wieder die Leichtfüßer ran, die schon auf dem Sombrero so viel Spaß machten. Wandern in Barfußschuhen ist richtig geil, solange man noch trittsicher ist und ein gutes Gleichgewichtsgefühl sein eigen nennt. Fehlendes zweiteres schließt fast regelmäßig ersteres aus.
Und weil der Bräunungsfreund nach den ersten zwei Tagen schon mit Platten durch das Gelände marschiert, war er schnell noch bei einer Zauberin in Handmagie, um sich wieder die Luft aufpumpen zu lassen. Die kann das. Sie ist inzwischen nicht mehr überrascht und gestand, an den Fan oppulenter Sauerstoffversorgung gedacht zu haben, als sie einen bösen Bronchialeffekt hatte. Mit einem Mal hatte sie verstanden, was er ihr vor langer Zeit erklärte.
Das ist alles österreichische Wurscht. Entscheidend ist, daß jetzt für ein paar Tage wieder Luft genug hinter den Rippen gebunkert wurde, die nicht leichtsinnigerweise verausgabt wird. Ruhe ist angesagt, denn die brütende Hitze soll im Laufe der Woche erst richtig brüten. Wir wissen nicht was, nur, daß es in der prallen Sonne und ohne Wind sehr grenzwertiges Marschieren war, insofern bei der Brüterei nichts Gutes rauskommt.
Im Übrigen war die Fernsicht trotz Sandsturm gut, denn alle 4 Huckel konnten auf dem Meer ausgemacht werden, El Hiero, La Gomera und La Palma, die 2-Höcker-Insel. Die Entfernungen sucht ihr euch selber aus der Wikipedia raus.
18. Oktober 2013
ob ich noch lebe
Sie habe sich schon gefragt, ob ich noch lebe, da sie mich seit einigen Tagen nicht gesehen hat, meinte die Kellnerin freudestrahlend. Nun, daß ich noch lebe, sah sie ja, nur ganz so lebendig bin ich auch wieder nicht. Da habe ich ihr erklärt, daß ich eine Höllentour vom Teide via Pico Viejo nebst Bomberos, die allerdings nichts zu tun hatten, hinter mir habe und den Rundkurs von Afur nach Taganana noch nicht ganz regeneriert absolvierte.
Nun sind die Batterien aber wirklich leer, meinte die Zauberin in Handmagie, das war zu merken, weswegen ein paar Ruhetage angesagt seien, was auch definitiv so sein wird, denn im Glauben an einen Brustkorb wie ein Gorillamännchen enstand der Gedanke, doch noch mal den Panamahut auszuprobieren, also auf den Montana Sombrero zu kraxeln.
Das kam so. Die Zauberin hatte nach dem Ritt durch die teneriffische Lavapampa eine Sonderschicht für mich eingelegt und wieder Luft auf die platten Reifen gepumpt. Das hatte zur Folge, daß nächsten Tages ohne großartige Regeneration und ohne Doping der Rundkurs im Anaga-Gebirge absolviert wurde. Es waren fotografisch wieder (nicht so) traumhafte Lichtbedingungen, da wolkenlos und azurblauer Himmel, was korrekte Belichtungen sehr schwierig macht. Da dies jedoch eine Ausnahmesitution war, wurde ich gebeten, so viel wie möglich zu fotografieren, denn so kann die sonst in Passatwolken stattfindende Wanderung mal bei klarer Sicht dokumentiert werden.
Bei der Rückfahrt sah es dann schon fast nach Calima aus, gelblicher Staub in der Luft, der seitdem anhält. Planmäßig ist so ein Sandsturm nach wenigen Tagen vorüber, wenn der Wind wieder dreht. Dann könnte das Fotografenglück auch nächste Woche zuschlagen und der Sombrero bei schöner Sicht erklommen werden, sofern bis dahin wieder genügend Luft auf die Reifen gepumpt wurde.
Für den Trip ins Anaga habe ich sicherheitshalber die Schuhe gewechselt und die Merrell angezogen. Das war ein fürchterlich gutes Laufgefühl, sogar besser als in den Joe Nimble. Der Sommerschuh ist der einzig intakte, den ich noch habe. Für den Sombrero müßte er reichen, denn der Untergrund ist so schwierig nicht, bis auf ein kleines Stück auf Basaltstaub.
9. Mai 2015
Südic Walking - geschätztes Ganzkörpertraining
Dem Wandergenossen Achim Achilles sei aus praktischer Erfahrung mitgeteilt, daß Südic Walking auch vollkommen mit ohne Stöcker funktioniert. Es werden ebenfalls alle Muskelregionen des Körpers in Anspruch genommen, so daß sich per Notruf bei einer Zauberin eine Sonderschicht ergattert werden mußte, denn eigentlich hat sie Wochenende. Das Gestänge nebst daran angebrachten Muskeln und all diese Zeugs muß regeneriert und für die nächsten Heldentaten vorbereitet werden.
Leider ist der Calima im Anmarsch, was auf den ausgedruckten Wettervorhersagen mit bis zu 35 Grad versprochen ist.
Einen Vorgeschmack gab es bereits beim VIP-Wandern. Die Anmerkung trottete brav hinter den beiden Damen hinterher, die Hündin interessierte sich diesmal nicht die Bohne für die Spargelwaden des Herrn, sondern war nur auf Frauchen fixiert. Außerdem zickte das junge Frollein vor dem Fotoapparat. Es wollte sich partout nicht ablichten lassen.
Kein Schatten, kein laues Lüftlein, bergauf, bergab, ein höllischer Parcour, aber überstanden und reif für die Folterliege.
Die fotografischen Bedingungen waren dafür teilweise sehr gut, obwohl der leicht gelbliche Schleier in der Luft die Fernsicht stark ausbremste.
29. April 2010
Aschekrise beendet
Die mutigsten Piloten vieler Fluggesellschaften haben sich bereit erklärt, mit Testflügen Löcher in die undurchdringliche Saharasandkornwolken zu fliegen, damit in derem Gefolge vier, fünf oder gar sechs nicht ganz so mutige Flieger das Reich der Himmelsfreiheit erreichen. Der Flugverkehr findet planmäßig statt. Trotz gigantischer Megatonnen von Saharasandasche am Himmel.
Die Surfer sitzen seit zwei Tagen am Strand und heulen Rotz und Wasser, auf daß man einen Ozean damit abfüllen könnte. Flaute im Windkanal. Den gemeinen Strandlatscher erfreut's.
Und die anderen Surfer, die mit ihren 2500 € teuren Designernotebooks, die saßen einen ganzen Tag lang in der Hotellobby und heulten ebenfalls Rotz und Wasser. Flaute auf dem Drahtlosnetzwerk. Sie konnten ihre Geschäften nicht nachgehen.
Geschieht euch Recht, ihre Penner.
23. Januar 2022
Kollateralschaden im Teno-Gebirge
Ich habe extra nochmal den GPS-Trekkies nachgeschaut. Je nach Telefon, Satellitenabdeckung und verwendeter Software ist der Rundkurs um den Großen Gala (Gran Gala) zwischen 9,5 und 10,5 km lang. Bei den Höhenmetern sind sie sich weitestgehend einig. zwischen 426 bis 456 stehen zur Auswahl. Das war dann mal eine stramme Leistung, für die ich mich, der niemals mehr Hochgebirge wandert, mal auf die Schulter klopfe.
Auch wenn Calima war, und somit der Teide nicht zu sehen, auf der Nordseite des Rundkurses war weniger Sahara. Somit habe ich wieder mal Masca aus 600 Metern Höhenentfernung fotografieren können.
Zur Hälfte der Wanderung wurde ich dann, nach etlichen mitfühligen Fragen nach meinem Befinden, proaktiv und bat mich überholende Wanderer darum, meiner Gruppenführerin mitzuteilen, daß ich mich in der letzten Steilkurve vor dem Picknickplatz den Hang hinauf quäle.
Nach der Offerte eines leckeren Mojobrots machte sie mich auf die Tatsache aufmerksam, daß ich in einem ziemlich zerlederten Zustand auf dem Hochplateau angekrochen kam. Bei meinen Schuhen der Barfußmarke Vivobarefoot hatte sich die Klebung der Sohle unter der mechanischen Belastung in Luft aufgelöst. Ich sehe da keine Möglichkeit, daß das noch reparabel ist. Schaumerma.
Die Menschheit hat längst noch nicht alle Klebeprobleme gelöst. Jahrelang dachte ich, es sei an dem.